Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
kratzen
ahd. chrazzon(vorahd. entlehnt franz. gratter; vgl. L239 PBB(H) 77,235ff.); sich hinter den Ohren kratzen (vgl. caput scabere Horaz) als Zeichen der Verlegenheit (frühnhd. Geiler von Kaisersberg; L059 DWb); umgangssprachlich ›bekümmernSo ein Bengel! Aber das darf uns nicht kratzen (A019 Wolfgang Borchert, Draußen 159). ↑ "abkratzen", aufkratzen, auskratzen; vgl. ↑ "kritzeln".Kratzbürste (1580; L059 DWb), ursprünglich besonders bei Metallverarbeitung (vgl. Drahtbürste), im 17. Jahrhundert übertragen ›widerborstiger Mensch (meist weiblich)‹, dazu
kratzbürstig (1911; L320 Trübner). Historisch
Kratzfuß als Höflichkeitsbezeugung (L003 Johann Christoph Adelung 1775), älter "Scharrfuß" (L305 Christoph Ernst Steinbach), Kratzer (J.Ch.Günther; L059 DWb), die Sitte selbst schon 17. Jahrhundert.
KratzeWerkzeug zum Kratzen‹ im Bergbau schon mittelhochdeutsch; jetzt z. B. Strittmatter (L337 WdG).
Krätze2 (mhd. kratz)
1 Bezeichnung einer juckenden Hautkrankheit, verursacht durch Krätzmilben;
2was von Metallen abgekratzt wird‹ (15. Jahrhundert; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), früher Redensart in die Krätze gehenzu Abfall werden‹, z. B. Lessing (L059 DWb).  
Kratzer bei L037 Petrus Dasypodius 1536 ›Barbier‹, bei J.Ch.Günther wie Kratzfuß (s. oben), heute ›Kratzspur, Schramme‹ z. B. am Auto.
Krätzer (L308 Kaspar Stieler 1691) ⇓ "S234"saurer (im Hals kratzender) Wein‹, z. B. Th.Mann (L337 WdG), auch besondere Weinart (↑ "Federweißer").
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