Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
kosten
1 ahd. koston, mhd. kosten, zu "kiesen" (urverwandt lat. gustare ›zu sich nehmen, genießen‹), ursprünglich in weiter Bedeutung ›prüfend wahrnehmen‹, schon mittelhochdeutsch beschränkt auf ›prüfen durch den Geschmack‹. Die Vorstellung des Prüfens kann ganz zurücktreten, dann ›von etwas ein wenig genießen‹. Früher vielfach mit dem Genitiv, vgl. jetzo kostet der Speis' und freuet euch(Voß); statt dessen heute von etwas kosten; gewöhnlich mit Akkusativ. Häufig übertragene Verwendung: des Pfeiles zuerst war ihm zu kosten beschieden (Voß); ich habe Leben gekostet (Schiller); den Vorgeschmack der Hölle kosten (Goethe).Kostprobe"S149" (L056 Duden 141954) ›Probe zur Überprüfung des Geschmacks einer Speise oder eines Getränks‹, übertragen: eine Kostprobe seines Könnens.
2 mhd. kosten< altfranz. co(u)ster < lat. constarezu stehen kommen‹. Daneben steht der Preis im Akkusativ, die Person, die ihn zahlt oder gezahlt hat, bald im Akkusativ, bald im Dativ: ein Wort nur kostets mich es kostet dir ein einzig Wort (Schiller). Vielfach übertragen: es kostet Mühe, ein Wort, Tränen, den Kopf, den Hals. Das Subjekt kann auch ein Infinitiv oder ein Satz sein: ihn zu überreden kostet viel; es wird ihm das Leben kosten, daß er nicht rechtzeitig eingegriffen hat. Im 18. Jahrhundert gebraucht man unter französischem Einfluß kostenohne Preisangabe: es kostet ihr (wird ihr schwer), den Wunsch sich zu gestehn(Wieland); Schritte, die ihm kosten, die unter seiner Würde sind (Schiller) – Dazu ein Substantiv mhd. kosteFem. (mittellat. costa) ›was für eine Sache bezahlt, aufgewendet wird‹, jetzt in diesem Sinn ⇓ "S172" nur noch im Plural
Kosten üblich, im 16./ 17. Jahrhundert noch der Singular: die Kost soll vom Hause des Königs gegeben werden (Luther); daneben der Kost, Koste, Kosten. Häufig auf Kosten, auch übertragen auf Kosten seiner Gesundheit; auf jmds. Kosten lachen. Vgl. "Unkosten". Der Singular
Kost hat sich in einer veränderten Bedeutung erhalten, so daß er als ein von Kostenganz verschiedenes Wort aufgefaßt wird. Er hat zunächst die spezielle Bedeutung ›Aufwand für Nahrung‹ angenommen, weiterhin ›Versorgung mit Nahrung‹, daher bei einem in Kost sein; einen in Kost nehmen; dazu Kostgänger (1505; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt); Kost und Logis usw.; endlich heißt die Nahrung selbst Kost: gute, schlechte Kost, Vorkost, Zukost usw. Dabei hat wohl eine Anlehnung an 1kosten mitgewirkt. Dazu beköstigen, "verköstigen". Zu Kost in der alten Bedeutung von mhd. koste(s. oben) gehört
kostbar, mhd. kostbære, früher auch in der Bedeutung ›(viele) Kosten machend‹, vgl. die kostbare Politik, in jedem Kabinett Europens Verräter zu besolden (Schiller); das Reisen zu Maulesel ward mir doch ziemlich kostbar (Seume); der Aufenthalt in der Residenz ist kostbar (Kotzebue), dafür jetzt kostspielig (s. unten); jetzt v. a. in der Bedeutung ›sehr wertvoll, erlesen‹; daraus im 18. Jahrhundert die Bedeutung ›schwer zu haben‹, vgl. jetzt macht der arme Teufel sich kostbar; er wird seine Kunst nicht auskramen, bis er Geld klingen hört(Schiller); daher ›spröde‹: mit jungferlichem Stolz sich kostbar zu gebärden (Gellert); ferner ›affektiert‹ als Lehnbedeutung nach franz. précieux: seine Schreibart schmeckt ein wenig nach der kostbaren Art (Lessing); auch ironisch gebraucht: eine kostbare Geschichte (L269 Daniel Sanders/ L269 J. Ernst Wülfing).
köstlich, mhd. kost(e)lich, ebenfalls, aber noch früher als kostbar, aus der Bedeutung ›Kosten machend‹ zur Bedeutung ›prächtig, wertvoll‹ übergegangen, selten auf Personen bezogen (mein bester köstlicher Junker A222 Friedrich Schiller, Räuber 4,3), in der neueren Sprache mit dem Nebensinn ›Genuß gewährend, entzückend‹, »sehr oft spöttisch« (L269 Daniel Sanders/ L269 J. Ernst Wülfing).
kostspielig (1729; L059 DWb), erst im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts in allgemeinen Gebrauch gekommen anstelle von kostbar. Der 2.Teil ist wohl ⇓ "S230" volksetymologisch umgedeutet aus älterem (mhd. ) spildecverschwenderisch‹ (zu ahd. spildanverschwenden‹), noch bis 18. Jahrhundert kost(en)spillig.
Kostverächter in
kein Kostverächter seindie Freuden des Lebens, der Liebe genießen‹ zuerst holsteinisch (L059 DWb1873).
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