Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Kompliment
1595 Complements Plural (L147 William Jervis Jones), 1598 complimenten Plural (F.Schramm, Schlagworte der Alamodezeit, L360 ZDW15/ 1914, Beiheft 71), ein Leitbegriff der Alamodezeit des 17. Jahrhunderts, zunächst in Hofkreisen, ursprünglich und noch bei L003 Johann Christoph Adelung 1774 sowohl1 »höfliche, zierliche Geberden« (Verbeugung usw.) als auch
2 »Reden« (so 1646 Greflinger, Complementir-Büchlein; zit. Schramm, a. a. O. 76), d. h. Grüße, Glückwünsche, Schmeichelworte, kurze Ansprachen u.dgl. (auch schriftlich, vgl. Complimentbrief 1623 [L147 William Jervis Jones] und noch L004 Johann Christoph Adelung) bezeichnend, die Ausdruck der Hochachtung und Beweis feiner Umgangsformen sind (vgl. für Details Schramm a. a.O.; M.Beetz, Komplimentierverhalten im Barock, in: Pragmatik, hg.v. W.Frier, 1981,135–181). Die Kritik am Komplimentierwesen beginnt früh: Dann Complimenten ist so viel als Gepräng (gut teutsch Auffschneiderey, Betrug, Heucheley) (1643 Moscherosch; Schramm, a. a. O. 74); im 18. Jahrhundert wird sie allgemein, vgl. A163 Adolf Freiherr von Knigge, Über den Umgang mit Menschen (31790), Einleitung: will ich nicht etwa ein Komplimentierbuch schreiben, sondern einige Resultate aus den Erfahrungen ziehn, die ich gesammelt habe… unter Menschen aller Arten und Stände (zu Komplimentierbuch vgl. L256 2RL).
3 Im 19. Jahrhundert allmählich ⇓ "S029" verengt auf ›schmeichelnde Redensart gegenüber Damen‹, aber noch formelhaft (mein) Kompliment! auch gegenüber Männern als Ausdruck der Anerkennung einer Leistung. Veraltend
komplimentieren (1636; L147 William Jervis Jones), besonders noch mit Richtungsangaben in den Sessel komplimentieren, auch verhüllend jmdn. hinauskomplimentierenhinauswerfen‹.
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