Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
knüpfen
ahd. knupfen, mhd. knüpfen, Denominativ zu ↑ "Knopf" in der alten Bedeutung ›Knoten‹. Es kann mit einem Akkusativ des Resultats verbunden werden: einen Knoten, eine Schleife, ein Netz, einen Kranz knüpfen. An ein solches Resultat ist wenigstens gedacht, wenn knüpfen ohne Objekt für eine Art Häkeln gebraucht wird: und lehre kleine Mädchen stricken und knüpfen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Stella 2,2). Auf Abstraktes übertragen: Bande (der Verwandtschaft, Freundschaftusw.), ein Bündnis, eine Verbindung knüpfen; Da muß sich manches Rätsel lösen. Doch manches Rätsel knüpft sich auch (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,4041). Der Gegenstand, der geknüpft wird, erscheint als Objekt von knüpfen nur in den Verbindungen, die auch bei anderen Verben erst die Konstruktion mit einer bestimmten Art des Akkusativs möglich machen, nämlich mit einem prädikativen Adjektiv: eine Binde fester knüpfen; oder mit einer Präposition: ein Seil ins Fenster, einen Strick um den Hals, einen Dieb an den Galgen knüpfen. Auch du knüpftest mich ans Leben(Goethe); er knüpft daran die Bedingung, die Erwartung, die Frage, eine Erörterung, wonach dann auch reflexiv: daran knüpft sich die Folge usw. Es kann auch ein Gegenstand, der sonst als direktes Objekt zu knüpfen gesetzt werden kann, zum Subjekt gemacht werden, während ein anderer, der dadurch befestigt wird, als Objekt steht; so besonders ein enges Band knüpft ihn an uns; danach ein Eid knüpft ihn an uns; hierbei bezeichnet knüpfen ein dauerndes Festhalten wie auch ↑ "binden" in entsprechender Verwendung. Poetische Freiheit: was Freunde knüpft und fest zusammenhält (Wieland); zwei Herzen, die der Liebe heilig Bündnis knüpft (Schiller). So üblicherweiseverknüpfen (A180 Martin Luther, Apostelgeschichte 8,23) zwei Dinge (miteinander), ein Ding mit einem anderen verknüpfen; häufig abstrakt damit ist Mühe, Gefahr usw. verknüpft (wie verbunden); dazu Verknüpfung, in neuerer Zeit besonders in der ⇓ "S043" EDV, zunächst im ⇓ "S130" mathematischen Sinne der logischen Verkoppelung zweier Informationseinheiten (P.L219 Peter Müller 1969), dann wohl als Lehnbedeutung zu engl. link(Kurzwort zu Hyperlinküber die gegebene Internetseite hinausgehende Verknüpfung‹; eigentlich ›(Binde)glied‹, verwandt mit deutschem "Gelenk") vor allem für die Verbindung zwischen Start- oder Verweissymbolen und dazugehörigen Programmen, Dateien, Internetseiten; in diesem Sinne zunehmend durch das ins Deutsche entlehnte Link verdrängt (L099 3GWb). Neben
anknüpfen kann der betroffene Gegenstand als Objekt stehen, daneben die Präposition an, zuweilen der bloße Dativ sie knüpfeten Seile dem Strand an (Voß); die dem Lebensinteresse das historische Wissen anzuknknüpfen verstehen (Goethe); der Gegenstand, woran etwas geknüpft wird, kann aber auch unausgedrückt bleiben, bildlich den Faden der Erzählung, des Gesprächs wieder anknüpfen. Ferner kann auch neben anknüpfen der Akkusativ des Resultats stehen, aber nur bei ⇓ "S027" übertragener Verwendung: eine Verbindung, ein Verhältnis, ein Gespräch, einen Verkehr, eine Unterhandlung mit jmdm. anknüpfen. Endlich steht anknüpfen ohne direktes Objekt: er knüpfte an unser letztes Gespräch an;
aufknüpfengewöhnlich zu ↑ "auf"(1a) speziell ›an den Galgen knüpfen‹ (1664; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt); seltener zu ↑ "auf"(1b): einen Knoten, ein Band aufknüpfen.
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