Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Knittelvers
auch Knüttelvers. Der erste Teil entspricht ↑ "Knüttel", aber Knittelvers ist keine Lehnübersetzung des griech.-lat. versus rhopalicus ›Keulenvers‹ (bei dem jedes Wort um eine Silbe wächst, z. B. Ilias 3,182), sondern Knüttel bedeutet hier soviel wie ›Reim‹: In vulgaribus rhythmis versum identidem repetitum scipionem aut baculum appellant (›In volkssprachigen Gedichten nennt man einen unaufhörlich wiederholten Vers einen Zierstab oder Stock‹) (Junius 1577; vgl. L360 ZDW 4,277). ⇓ "S127" Am frühesten erscheint Knittelvers (knuttel verschigen) für lateinische Spruchverspaare, die gewöhnlich die Form des leoninischen Hexameters hatten (1543 A305 Martin Luther, Tischreden 5,5594), später für lateinisch leoninische Hexameter überhaupt, dann für die deutschen vor Opitz üblichen kurzen, aus späterer Sicht z. T. regellosen Reimpaare, die auch von neueren Dichtern gelegentlich zum Scherz angewendet wurden, vgl. Gottsched (1737; L059 DWb), A080 Johann Christoph Gottsched, Dichtkunst 41751,796f. über »Knittelverse« und »Knittelgedichte«.
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