Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
knicken
16. Jahrhundert, ⇓ "S121" lautmalerisch wie ↑ "knacken", zunächst Bezeichnung eines Schalles, wie er durch das Bersten eines kleinen Gegenstandes entsteht. Daher dann ›bersten, einen Bruch bekommen‹, womit weiter ein Umbiegen, Einbiegen verbunden sein kann, das jetzt meistens als wesentlich für die Bedeutung des Wortes empfunden wird: Binsen mögen von Atem knicken (Schiller); das überreife Korn knickte fast unter der Bürde seiner Ähren(Immermann); von Menschen oder deren Körperteilen, die sich nicht geradehalten können: immer mit den Knien geknickt, als wenn ihr kein Mark in den Knochen hättet (Goethe); er knickte zusammen. Am häufigsten transitiv ›eine Einbiegung in etwas machen‹: kannst du keine Lilie knicken (Schiller); Flöhe, ein Ei, Glas knicken (L169 Matthias Kramer 1700), besonders in einknicken, umknicken, zerknicken. Übertragen v. a. im Partizip: sein Mut ist geknickt; auch geknickt [›niedergeschlagen‹] sein. DazuKnickBruch, Einbiegung‹; ⇓ "S159" norddeutsch ›Hecke, lebender Zaun‹ (weil früher regelmäßig geknickt) Knicks sind Buschhecken, die eigentlich den Zaun ersetzen sollen (A142 Uwe Johnson, Babendererde, 11);
Knickebein 1777 ›jemand, der im Gehen mit den Beinen knickt‹, nach älterem ⇓ "S150" niederdt. knikkebeen; seit etwa 1900 ›Eierlikör‹, wie andere imperativische Schnapsbezeichnungen: Ratzeputz, franz. casse-gueule (vgl. L309 Adolf Josef Storfer, Dickicht 88);
KnickerKnauser‹ (L284 Justus Georg Schottelius 1663), zu knicken, das früher auch ›knausern‹ bedeutete, wofür jetzt
knickern (A177 Gotthold Ephraim Lessing, Nathan 5,1);
knickerig L003 Johann Christoph Adelung 1775, L169 Matthias Kramer 1700 knickerisch.
knicksen Ende des 18. Jahrhunderts, wohl abgeleitet aus
Knicks (L308 Kaspar Stieler 1691) Er küßt ihr die Hand, sie macht einen tiefen Knix (J.M.R.A174 Jakob Michael Reinhold Lenz, Soldaten 3,6).
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