Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Kneipe
1755/ 70 »Diebswirtshaus« ⇓ "S182" (L161 Friedrich Kluge, Rotwelsch 94), dann L003 Johann Christoph Adelung 1775, in Obersachsen als Kneipschenke (Lessing 1768, Rabener 1755) auftauchend, ursprünglich nur ›gemeine, schlechte Schenke‹, synonym mit Klippschenke, ↑ "Klippschule". Wohl nach kneipenzwicken, beengen‹ (vgl. umgangssprachlich "Quetsche" ›Wirtshaus‹) oder nach Würfel kneipenspielen‹ (schon 17. Jahrhundert). Zuweilen überhaupt für ein schlechtes Zimmer, vgl. sollte ich in einer Kneipe Schuhzwecke schnitzen und Schwefelhölzer machen (Seume). Besonders wurde es in der ⇓ "S211" Studentensprache gebraucht, wie ↑ "Bude" auch ›Studentenwohnung‹. Von hier aus in allgemeinem Gebrauch zunächst für das Stammlokal einer Verbindung, dann überhaupt für jedes Wein- und Bierlokal (inzwischen auch süddt. neben Beize, Boazen, österr. Beisel, studenten- und jugendsprachlich dafür heute auch ↑ "Pinte" usw.; L066 Jürgen Eichhoff, Karte 32); schließlich hat es auch die Bedeutung ›Trinkgelage‹ (Frühkneipe, Abschiedskneipe) angenommen. Vgl. L165 Friedrich Kluge, Wortforschung, 1ff.  kneipen(in der Kneipe) trinken‹ 1795 (L115 Helmut Henne/ L115 Georg Objartel 2,388), im 19. Jahrhundert besonders studentisch auch ›wohnen‹ (z. B. Heine).
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