Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Knabe
11. Jahrhundert knabo, westgermanisches Wort (engl. knave), verwandt mit ↑ "Knebel", ursprünglich wohl ›Pflock, Bolzen‹, wie noch schwedisch mundartlich knabbund hess. Knabe; in der Umgangssprache ⇓ "S163" oberdeutsch dafür Bub (↑ "Bube"), norddeutsch ↑ "Junge", (L171 Paul Kretschmer 244). Knabe bezeichnet das Geschlecht (Gegensatz: ↑ "Mädchen") wie auch das Alter, letzteres jedoch nicht eindeutig. Gewöhnlich wird der Knabe dem ↑ "Jüngling" gegenübergestellt, mitunter auch dem noch unentwickelten ↑ "Kind". Älterer Gebrauch aber ist es, auch den Erwachsenen bis zu seiner Verheiratung als Knaben zu bezeichnen. Besonders häufig erscheint Knabeso im älteren Volkslied und im Anschluß daran auch bei neueren Dichtern, nicht selten bei A075 Johann Wolfgang von Goethe: Sah ein Knab' ein Röslein stehn; Ein braver Knab'! ist viel gereist (Faust, I,3019). Scherzhaft wird Knabemit einem Beiwort überhaupt auf einen Mann bezogen, so besonders alter Knabe (L003 Johann Christoph Adelung 1775): Rotwein ist für alte Knaben / Eine von den besten Gaben (W.Busch). In älterer Zeit drückt Knabehäufig ein Dienstverhältnis aus. So mittelhochdeutsch wie juncherre (↑ "Junker"), modern ↑ "Page", noch in Edelknabe (↑ "edel"). Häufig ›Diener, KnechtA180 Martin Luther, 1.Mose 18,7; Ruth 2,21 u.ö. So auch bei den Handwerkern früher Knabe entweder ›Lehrling‹ (Lehrknabe) oder ›Geselle‹. ↑ "Knappe", Knabenkraut (↑ "Orchidee").
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