Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
klopfen
(ahd. clophon), niederdt. und mitteldt. kloppen, eine Form, die mitteldeutsch und norddeutsch umgangssprachlich häufig gebraucht wird.1 klopfen als absichtliche Handlung. Häufig ohne direktes Objekt: an die Tür, auf den Tisch klopfen, für sich stehendes klopfen gewöhnlich vom Klopfen an die Tür verstanden (man, es klopft). Mit Akkusativ der Person wird es gebraucht, wenn daneben der Körperteil mit auf angeknüpft wird, doch steht statt des Akkusativs auch der Dativ (jetzt wohl gewöhnlicher), vgl. einenoder einem auf die Finger klopfen; Wurm klopft ihn (Variante ihm) auf die Schultern (Schiller); ihr auf die Brust klopfend (Schiller). Daneben seltener einem die Finger klopfen; indem sie dem leichtfertigen Mädchen die Backen klopfte (Goethe). Bei Luther auch klopfen mit bloßem Akkusativ der Person ›schlagen‹: sie schlagen mich, aber es tut mir nicht weh; sie klopfen (Original kloppen) mich, aber ich fühle es nicht; noch jetzt umgangssprachlich, daher (s. unten) Kloppe (›Schläge‹) kriegen, ↑ "verkloppen". Allgemein üblich ist ein Akkusativ neben klopfen, wo es sich um ein Zurechtmachen für bestimmte Zwecke handelt: Steine, Wäsche, Teppiche, Fleisch, Felle, Flachs klopfen; vgl. Kleider ausklopfen, in der militärischen Ausbildung: Griffe klopfen.
2 klopfen von der unruhigen Bewegung innerer Körperteile, die gegen die umschließenden stoßen: das Herz, der Puls, das Blut klopft; danach auch von Empfindungen: ängstlich klopfte die Erwartung in jeglicher Brust (Schiller).
Klopfer (16. Jahrhundert) ›Ring oder sonstiges Gerät, um an die Tür zu klopfen‹, auch ›(Teppich) Ausklopfer‹, jetzt ⇓ "S105" jugendsprachlich ›Riesending, Riesenhit‹. Klopfe (L004 Johann Christoph Adelung) nur noch in ⇓ "S137""S150" mitteldeutsch-niederdeutscher Form
Kloppe umgangssprachlich ⇓ "S159" norddeutsch ›Prügel‹ (L254 Der richtige Berliner 1878), entsprechend kloppenprügeln‹, umgangssprachlich beklopptblöd‹ im L056 Duden seit 161967; Klöpfel Stieler 1691, gewöhnlich in der niederdeutsch-mitteldeutschen Form
KlöppelWerkzeug zum Klopfen‹, insbesondere zum Schlagen der Trommel oder Pauke, gewöhnlicher ›Glockenschwengel‹; danach wegen der Ähnlichkeit benannt ist das Werkzeug zum Spitzenklöppeln. Klöppel auch wie ↑ "Knüppel", speziell der den Hunden angehängt wird.
Klopffechter im 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts verächtliche Benennung für Leute, die das Fechten handwerksmäßig betrieben und Unterricht darin erteilten; sie werden unter den verschiedenen Arten von Landstreichern genannt. Später nur übertragen ›Leute, die immer zum Streit, besonders literarischem, bereit sind‹: Verstand und Vernunft, wie zwei Klöppel (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 27.6.97); klopffechten: dialektisches Klopffechten… denn ich hatte die gottlose Art alles zu bestreiten (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit 29,32,7).
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