Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
klapp
⇓ "S096" Schallwort, lautliche Nachbildung eines kurzen Knall- oder Schlaggeräusches: klapp! fiel die thüre ins schlosz(Bechstein; L059 DWb); er bekam eins hinter die Ohren, das sagte ›klapp‹ (L004 Johann Christoph Adelung); ablautend klipp klapp (1600; L059 DWb), insbesondere als Nachahmung des Geräuschs der Mühle, vgl. aber auch: Weh! jetzt geht es klipp und klapp / mit der Scher die Daumen ab (1847 H.A300 Heinrich Hoffmann, Struwwelpeter); als Substantiv Klapp (selten) und (L305 Christoph Ernst Steinbach 1734)Klaps ›(leichter) Schlag‹: da gab ihm ihre leichte schöne hand einen klapps hinter die bunten ohren, dasz die schellen klingelten (Goethe; L059 DWb); hierher ursprünglich sächsisch (1873; L059 DWb) einen Klaps haben ›im Kopf nicht ganz richtig, verrückt sein‹, ferner umgangssprachlich
Klapsmühle ›Irrenanstalt‹ (1929 A040 Alfred Döblin, Alexanderplatz 109); dazu
verklapsen ›zum besten halten, foppen‹ (1914; L320 Trübner).
klappen
1 drückt ein Geräusch aus, das durch Zusammenschlagen von Gegenständen entsteht, und zwar ein dumpfes, im Gegensatz zu einem musikalischen Klang; inzwischen durch ↑ "klatschen" ersetzt in mit den Händen klappen(Luther), durch iteratives klappern (s. unten) (so süddeutsch schon 1808; L033 Joachim Heinrich Campe) in die Tür, die Pantoffeln, die Hufe der Pferde klappen, mit den Zähnen klappen (A180 Martin Luther, Matthäus 8,12 für stridor dentium, auch A075 Johann Wolfgang von Goethe noch Faust I,4467 Heulen und Klappen). Phraseologisch wenn es zum Klappen kommt ›ernst wird‹ (L004 Johann Christoph Adelung).
2 Heute v. a. ›passen, gelingen, glücken‹, angebahnt im 16. Jahrhundert (Luther, Fischart; L059 DWb), deutlich erst im 19. Jahrhundert: Mit dem Herrn Titus wollt's auch nicht mehr klappen (Holtei; L265 Daniel Sanders Erg.), gestützt wohl durch klappen ›reimen, klingen‹ (vgl. Klappreim; L284 Justus Georg Schottelius).
3 Transitiv klappen mit Richtungsangabe ›umlegen‹, meist verdeutlicht aufklappen, zuklappen, zusammenklappen. Jüngst verbreitet
verklappen Dünnsäure in der Nordsee verklappen ›entsorgen‹, literarisch gewendet: Auf zu. Auf zu. Man verklappt Leben. Das war's dann aber auch (B.A247 Botho Strauß, Zimmer 107). Schon mittelhochdeutsch die ⇓ "S099" Iterativbildung
klappern, dazu
Klapper 15. Jahrhundert und
klapperig ›abgenutzt, gebrechlich‹ (L200 Josua Maaler 1561);
Klapperschlange J. L.L078 Johann Leonhard Frisch 1741, wohl nach engl. rattlesnake;
Klapperstorch L305 Christoph Ernst Steinbach 1734.
Klappe
1 (veraltet) ›Klatsche(2)‹ (Stieler 1691) (↑ "Klatsche"), so noch Fliegenklappe;
2 meist als Deckel oder sonst zum Verschluß dienend (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch 1741): Klappe am Ofen, Schrank, an einer Maschine, einem Musikinstrument, Achselklappe, Hosenklappe, "Scheuklappe";
3 umgangssprachlich ›Bett‹ (L254 Der richtige Berliner 1873);
4 umgangssprachlich ›Mund‹ halt die Klappe (L084 Arnold Genthe 1892);
5 im Jargon der Schwulen ›heimlicher Treffpunkt‹, meist in einem Pissoir o.ä.; vielleicht aus rotwelsch Klappe ›Gaunerkneipe‹ (L234 Hans Ostwald 1906), auch literarisch: Die runde geteerte Klappe, wo schon einmal ein Ermordeter in der schwarzen Rinne gelegen hatte (H.A056 Hubert Fichte, Hauptbahnhof 224).
Klapphornvers Ende des 19. Jahrhunderts (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt).
Klappwort ⇓ "S208" Terminus der Wortbildungslehre, vgl. W.Henzen, Deutsche Wortbildung, 1947,269: »›Klappwörter‹ wie… Krad für Kraft(fahr)rad, [↑ "Kraftrad"]… D-Zug [↑ "Zug"], U-Boot [↑ "Unterseeboot"]«; Anfang und Ende bleiben bei der Kürzung erhalten.
Klapsmühle ›Irrenanstalt‹ (1929 A040 Alfred Döblin, Alexanderplatz 109); dazu
verklapsen ›zum besten halten, foppen‹ (1914; L320 Trübner).
klappen
1 drückt ein Geräusch aus, das durch Zusammenschlagen von Gegenständen entsteht, und zwar ein dumpfes, im Gegensatz zu einem musikalischen Klang; inzwischen durch ↑ "klatschen" ersetzt in mit den Händen klappen(Luther), durch iteratives klappern (s. unten) (so süddeutsch schon 1808; L033 Joachim Heinrich Campe) in die Tür, die Pantoffeln, die Hufe der Pferde klappen, mit den Zähnen klappen (A180 Martin Luther, Matthäus 8,12 für stridor dentium, auch A075 Johann Wolfgang von Goethe noch Faust I,4467 Heulen und Klappen). Phraseologisch wenn es zum Klappen kommt ›ernst wird‹ (L004 Johann Christoph Adelung).
2 Heute v. a. ›passen, gelingen, glücken‹, angebahnt im 16. Jahrhundert (Luther, Fischart; L059 DWb), deutlich erst im 19. Jahrhundert: Mit dem Herrn Titus wollt's auch nicht mehr klappen (Holtei; L265 Daniel Sanders Erg.), gestützt wohl durch klappen ›reimen, klingen‹ (vgl. Klappreim; L284 Justus Georg Schottelius).
3 Transitiv klappen mit Richtungsangabe ›umlegen‹, meist verdeutlicht aufklappen, zuklappen, zusammenklappen. Jüngst verbreitet
verklappen Dünnsäure in der Nordsee verklappen ›entsorgen‹, literarisch gewendet: Auf zu. Auf zu. Man verklappt Leben. Das war's dann aber auch (B.A247 Botho Strauß, Zimmer 107). Schon mittelhochdeutsch die ⇓ "S099" Iterativbildung
klappern, dazu
Klapper 15. Jahrhundert und
klapperig ›abgenutzt, gebrechlich‹ (L200 Josua Maaler 1561);
Klapperschlange J. L.L078 Johann Leonhard Frisch 1741, wohl nach engl. rattlesnake;
Klapperstorch L305 Christoph Ernst Steinbach 1734.
Klappe
1 (veraltet) ›Klatsche(2)‹ (Stieler 1691) (↑ "Klatsche"), so noch Fliegenklappe;
2 meist als Deckel oder sonst zum Verschluß dienend (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch 1741): Klappe am Ofen, Schrank, an einer Maschine, einem Musikinstrument, Achselklappe, Hosenklappe, "Scheuklappe";
3 umgangssprachlich ›Bett‹ (L254 Der richtige Berliner 1873);
4 umgangssprachlich ›Mund‹ halt die Klappe (L084 Arnold Genthe 1892);
5 im Jargon der Schwulen ›heimlicher Treffpunkt‹, meist in einem Pissoir o.ä.; vielleicht aus rotwelsch Klappe ›Gaunerkneipe‹ (L234 Hans Ostwald 1906), auch literarisch: Die runde geteerte Klappe, wo schon einmal ein Ermordeter in der schwarzen Rinne gelegen hatte (H.A056 Hubert Fichte, Hauptbahnhof 224).
Klapphornvers Ende des 19. Jahrhunderts (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt).
Klappwort ⇓ "S208" Terminus der Wortbildungslehre, vgl. W.Henzen, Deutsche Wortbildung, 1947,269: »›Klappwörter‹ wie… Krad für Kraft(fahr)rad, [↑ "Kraftrad"]… D-Zug [↑ "Zug"], U-Boot [↑ "Unterseeboot"]«; Anfang und Ende bleiben bei der Kürzung erhalten.