Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
kitzeln
frühere Nebenform kützeln (schon ahd. kizzilon und kuzzilon), westgermanisches Wort (engl. kittle). Ungewöhnlich steht der Gegenstand, der den Kitzel empfindet, als Subjekt: wenn ihm doch auch einmal die Sohle kitzelt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust II,4983). Übertragen wird kitzeln auf Tätigkeiten, die eine dem Kitzel verwandte Empfindung erzeugen: die Zunge, den Gaumen kitzeln (von Geschmackseindrücken), das Ohr kitzeln (mit angenehmen Tönen), das Zwerchfell kitzeln (eine Erschütterung desselben durch Lachreiz hervorbringen); Lob, Schmeichelei usw. kitzeln jmdn. (die Eitelkeit, Eigenliebe jmds. ); auch ein Infinitiv mit zusteht als Subjekt: es soll mich kitzeln, mit dir verdammt zu sein(Schiller). Unpersönlich mit nach gebraucht es A222 Friedrich Schiller, Räuber 3,2 kitzelt dich nach Namen und Ehre? Nicht selten literarisch sich kitzeln: wie wird sich der Niederträchtige gekitzelt haben (vor Schadenfreude)? (Lessing); Lobsprüche, an denen sich die Eitelkeit des kleinen Bonifaz nicht wenig kitzelte (Wieland); wie man sich nunmehr über die Strafe meines Übermuts kitzeln und freuen würde (Goethe).Kitzel um 1500 aus dem Verb abgeleitet; wie dieses auf verwandte Empfindungen übertragen. Kitzel ist dann entweder eine durch einen äußeren Reiz befriedigte Empfindung oder ein dadurch oder auch durch bloße Vorstellung hervorgerufenes Verlangen, vgl. für das letztere: zu Befriedigung eines fremden Kitzels zu morden (Lessing); der Kitzel kommt einen an, sticht einen, vergehet einem, wird ihm ausgetrieben.
kitzlig (15. Jahrhundert), früher auch kitzlich, kitzelich,
1empfänglich für das Kitzeln‹;
2mißlich, heikel‹: eine kitzelige Sache (L003 Johann Christoph Adelung 1775); in kitzlichen Sachen klugen Rat zu ersinnen A075 Johann Wolfgang von Goethe, Reineke Fuchs 3,230.
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