Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
keß
"S182" rotwelsch 1807 kess, chess, 1812 chesklug, (in Diebessachen) erfahren‹ (L161 Friedrich Kluge, Rotwelsch 285), die ⇓ "S104" jiddische Buchstabenbezeichnung chess (ch) steht für den Anfangsbuchstaben von jidd. chochem Mask. und Adjektiv ›weiser, kluger, schlauer Mensch‹ (L340 Werner Weinberg, Lexikon 86), vgl. S.A.L348 Siegmund A. Wolf, Rotwelsch 2580; frühes Beispiel eines verhüllenden Buchstabenworts (vgl. "X" u. a.). Umgangssprachlich in der Bedeutung ›flott(5), unbekümmert‹ (↑ "flott"), dabei unter Umständen ›etwas herausfordernd, frech(2.2), vorlaut wirkend‹ (↑ "frech"), besonders über das ⇓ "S034" Berlinische verbreitet (A.L187 Agathe Lasch, Berlinisch 1927,172ff.; A040 Alfred Döblin, Alexanderplatz 32 u.ö.), redensartlich eine kesse Sohle aufs Parkett legenflott tanzen‹, eine kesse Lippe riskierenfrech daherreden‹; keß inzwischen auch standardsprachlich ↑ "mutig"; vgl. den rassistisch gefärbten Beitrag in L217 MuSpra 51 (1936),7f.
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