Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
kerben
westgermanisch, ursprünglich starkes Verb (engl. carve; urverwandt griech. gráphein ›einritzen, schreiben‹), erst im 14. Jahrhundert belegt, bedeutet ursprünglich allgemein ›schneiden‹: aus glas gekerbet (Schiller; L059 DWb), dann spezialisiert ›einen Einschnitt machen‹ (besonders auf dem Kerbholz), transitiv ›einritzen, einschneiden‹, heute meist einkerben. Kerbe (mhd. ) ›Einschnitt‹.
Kerbholz (kerveholz 14. Jahrhundert; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), früher auch Kerbstock, fand vor der schriftlichen Rechnungsführung ausgedehnte Verwendung, so zur Notierung von Schulden, besonders im Wirtshaus, vgl. A222 Friedrich Schiller das kommt nicht aufs Kerbholz (Wallensteins Lager 11), laut L003 Johann Christoph Adelung 1775 »noch auf dem Lande«. Ein doppeltes Kerbholz wurde verwendet zur gegenseitigen Kontrolle zwischen Käufer und Verkäufer, Arbeiter und Arbeitgeber, Oberbeamten und Unterbeamten usw. (vgl. L046 DRWb). Heute noch
etwas auf dem Kerbholz habenauf dem Gewissen haben‹.
Kerbtier 1791 ⇓ "S071" L033 Joachim Heinrich Campe"S123" für ↑ "Insekt".
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