Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
kehren
1 ahd. / mhd. keren,1.1 ›in eine Richtung bringen, hinwenden‹
⊚ den Mantel nach dem Winde kehren (vgl. Gottfried von Straßburg, Tristan 10426);
1.2 frühneuhochdeutsch rechtssprachlich ›ersetzen, vergüten‹; bis um 1900
1.3 intransitiv ›eine (Gegen-)Richtung nehmen‹ Ein alter Bock, wenn er vom Blocksberg kehrt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,2113), so noch in dem Kommando kehrt!und in einkehren, heimkehren, wiederkehren, zurückkehren usw.
2 sich (nicht) kehren an ›(nicht) kümmern um, halten an‹ (schon mhd. ). ⇑ "auskehren", "bekehren", "umkehren", "verkehren", "vorkehren".
Kehre (ahd. ) ›Wendung‹, ⇓ "S205" v. a. im Turnen (seit ⇓ "S032" F.L.A301 Friedrich Ludwig Jahn 1816) Kreiskehre, Spitzkehre; die alte Kurzform Kehr noch in Abkehr, Umkehr usw.
Kehrreim ⇓ "S127" 1793 ⇓ "S071" G.A.Bürger ⇓ "S123" für "Refrain" (L164 Friedrich Kluge), eigentlich ›wiederkehrender Vers‹, vgl. L032 Joachim Heinrich Campe Erg.
Kehrseite zunächst im Münzwesen ›Rückseite‹ (L003 Johann Christoph Adelung 1775), eigentlich ›Umkehrseite‹, für Revers, bald übertragen ›Schattenseite‹ Kehrseite des Lebens (1796 Jean Paul; L320 Trübner).
kehrtmachen (19. Jahrhundert) Zusammenbildung aus dem Kommando kehrt! (s. oben kehren[1.3]) und machen, vgl. haltmachen, Reißaus nehmen (↑ "ausreißen"); entsprechend
Kehrtwendung (L098 2GWb1961), v. a. bezogen auf Standpunkt, Haltung, meist negativ.
2 ahd. ker(r)en, mhd. ker(e)n, ›(mit dem Besen) reinigen‹, besonders mittel- und ⇓ "S212" süddeutsch (doch ⇓ "S195" schweiz. ↑ "wischen") gegen norddeutsch ↑ "fegen" (vgl. L171 Paul Kretschmer 194ff.; L048 DWAIII; L066 Jürgen Eichhoff, Karte 16).
Kehraus im 15. Jahrhundert kerauß wohl ›letzter Trunk‹ (L059 DWb), dann im Tantzen den Kehraus (›letzten Tanz‹) machen(L305 Christoph Ernst Steinbach 1734,1,50) und damit das Fest beenden, daneben früher Kehrab.
Kehricht Mask. , auch Neutr. (1678; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) ›zusammengekehrter Unrat‹, älter kerach, Kerich, noch Goethe Kehrig, L004 Johann Christoph Adelung Kehricht und Auskehrig Neutr. ; süddeutsch und schweizerisch heute im Sinne von ›Müll‹ (vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–16), daher auch Kehrichtkübel (↑ "Kübel")
⊚ den Mantel nach dem Winde kehren (vgl. Gottfried von Straßburg, Tristan 10426);
1.2 frühneuhochdeutsch rechtssprachlich ›ersetzen, vergüten‹; bis um 1900
1.3 intransitiv ›eine (Gegen-)Richtung nehmen‹ Ein alter Bock, wenn er vom Blocksberg kehrt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,2113), so noch in dem Kommando kehrt!und in einkehren, heimkehren, wiederkehren, zurückkehren usw.
2 sich (nicht) kehren an ›(nicht) kümmern um, halten an‹ (schon mhd. ). ⇑ "auskehren", "bekehren", "umkehren", "verkehren", "vorkehren".
Kehre (ahd. ) ›Wendung‹, ⇓ "S205" v. a. im Turnen (seit ⇓ "S032" F.L.A301 Friedrich Ludwig Jahn 1816) Kreiskehre, Spitzkehre; die alte Kurzform Kehr noch in Abkehr, Umkehr usw.
Kehrreim ⇓ "S127" 1793 ⇓ "S071" G.A.Bürger ⇓ "S123" für "Refrain" (L164 Friedrich Kluge), eigentlich ›wiederkehrender Vers‹, vgl. L032 Joachim Heinrich Campe Erg.
Kehrseite zunächst im Münzwesen ›Rückseite‹ (L003 Johann Christoph Adelung 1775), eigentlich ›Umkehrseite‹, für Revers, bald übertragen ›Schattenseite‹ Kehrseite des Lebens (1796 Jean Paul; L320 Trübner).
kehrtmachen (19. Jahrhundert) Zusammenbildung aus dem Kommando kehrt! (s. oben kehren[1.3]) und machen, vgl. haltmachen, Reißaus nehmen (↑ "ausreißen"); entsprechend
Kehrtwendung (L098 2GWb1961), v. a. bezogen auf Standpunkt, Haltung, meist negativ.
2 ahd. ker(r)en, mhd. ker(e)n, ›(mit dem Besen) reinigen‹, besonders mittel- und ⇓ "S212" süddeutsch (doch ⇓ "S195" schweiz. ↑ "wischen") gegen norddeutsch ↑ "fegen" (vgl. L171 Paul Kretschmer 194ff.; L048 DWAIII; L066 Jürgen Eichhoff, Karte 16).
Kehraus im 15. Jahrhundert kerauß wohl ›letzter Trunk‹ (L059 DWb), dann im Tantzen den Kehraus (›letzten Tanz‹) machen(L305 Christoph Ernst Steinbach 1734,1,50) und damit das Fest beenden, daneben früher Kehrab.
Kehricht Mask. , auch Neutr. (1678; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) ›zusammengekehrter Unrat‹, älter kerach, Kerich, noch Goethe Kehrig, L004 Johann Christoph Adelung Kehricht und Auskehrig Neutr. ; süddeutsch und schweizerisch heute im Sinne von ›Müll‹ (vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–16), daher auch Kehrichtkübel (↑ "Kübel")