Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
keck
In den germanischen Sprachen verbreitetes Wort (vgl. engl. quick), mit indogermanischen Entsprechungen (lat. vivususw.); ahd. quek, mhd. quec, kec; verwandt ⇑ "erquicken", "verquicken", "Quecke", "Quecksilber", "quick".1 Die älteste Bedeutung ›lebend‹ (wie in lat. vivus) reicht bis ins Mittelhochdeutsche; hier über
2.1frisch, fest, kräftig‹ (noch frühneuhochdeutsch auch von Pflanzen und Fleisch) bzw.
2.2lebhaft, munter‹ (Eine kecke Farbe L003 Johann Christoph Adelung 1775 als noch landschaftlich oberdeutsch), weiter zu
3mutig, kühn(1.1)‹ (⇑ "mutig", "kühn"), bezogen auf den Ritter und Krieger. Fortgesetzt und weiterentwickelt wird schriftsprachlich v. a.(3), auch adverbial: freundschaft, welche zeit und sterben keck verlacht (Gryphius; L059 DWb); die Kühnheit macht, die Freiheit den Soldaten. Vermöcht' er keck zu handeln, dürft' er nicht keck reden auch? (A222 Friedrich Schiller, Piccolomini 1,2), adverbial wie kecklich (s. unten) auch abgeschwächt ›ohne Bedenken‹: Das kannst du keck glauben (L003 Johann Christoph Adelung 1775 »im gesellschaftlichen Leben häufig«); ↑ "dreist"(1.2). Frühneuhochdeutsch(3) religiös gewendet zu
4standhaft, unbeirrt (im Glauben)‹, so Luther: auf das sie deste kecker und fester stehen möchten bei Christus wort (L059 DWb); besonders aber in Berührung mit ↑ "frech"(2.2) und später ↑ "dreist"(2)
5 über (3) hinaus »häufiger im nachtheiligen Verstande… ein gelinder Ausdruck für frech, imgleichen für verwegen« (L003 Johann Christoph Adelung 1775), »ob es gleich selten gebraucht wird, und zu veralten scheinet« (L311 Samuel Johann Ernst Stosch 1785,1,86), gern auf sprachliche Äußerungen bezogen, vgl. Stets ist die Sprache kecker als die Tat (A222 Friedrich Schiller, Piccolomini 1,3); Was? du hast die Unverschämtheit, / Da ich dir zürne, keck mich anzureden? (H.v.A160 Heinrich von Kleist, Amphitryon 2,3); Dieser gesunde frische Realismus[Vischers], das kecke Brechen mit allen Vorurtheilen (B. nennt es frech!!) ziehen mich ungemein an (A263 Heinrich von Treitschke, Briefe 1,231). Heute (3) und (2.2) eher selten, (5) mehr bei spielerischer Distanzierung: eine Tendenz in der Gegenwart, die ich einmal etwas keck und vielleicht etwas überpointiert als die Flucht aus der Standardsprache ansprechen möchte (L365 ZGL 1986,212).
Keckheit (mhd. ) ›Unbefangenheit, Dreistigkeit‹. Veraltend
kecklich (mhd. ), adverbial abgeschwächt wie keck(3): dann habe ich… , besonders wenn es sich um alltägliche, oft auch noch abgeschliffene Formen und Fügungen handelte, die Beispiele kecklich selbst geschaffen (Sütterlin, Die Deutsche Sprache der Gegenwart, 21907, X); ebenso
erkecken reflexiv ›sich erdreisten‹; früher noch keckhaft und vereinzelt Kecke Fem. (vgl. L264 Daniel Sanders, L059 DWb).
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