Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
kaum
Neben dem Adverb kumosteht im Althochdeutschen ein Adjektiv kumig ›schwach, krank‹ und ein Verb kumen›beklagen‹. Die ursprüngliche Bedeutung ist ›mit Mühe, schwer‹. Vgl. lat. aeger ›krank‹, aegre ›kaum‹. Die Bedeutung schwankt dann zwischen ›beinahe nicht‹ und ›noch nicht ganz‹. Verstärkungen, die jetzt nicht mehr üblich sind: kaum kaum (Schiller) oder kaum und kaum (Lessing), nur kaum (Lessing, Schiller). Zeitlich ›eben erst‹, wenn ausgesagt werden soll, daß etwas eben erst eingetreten ist, gewöhnlich neben dem Partizip Präteritum kaum gesprochen, so geschah es (Herder; L059 DWb); früher auch um auszusagen, daß etwas eben noch bestand, was nicht mehr besteht, vgl. sein Puls, der kaum so träge und mutlos schlich, verdoppelt seine Schläge (Wieland; ähnlich häufig bei ihm); die Meereswoge, die noch kaum sich tobend brach (Uhland); vor der Tür brechen die Tränen aus dem Auge, das kaum noch Heiterkeit erlogen (W.Alexis). Es dient auch als Ausdruck der subjektiven Auffassung des Sprechenden: er wird es kaum tun ›ich halte es nicht für wahrscheinlich, daß er es tut‹ (↑ "schwerlich"). Antwortet man auf die Frage wird er es tun? mit ich glaube kaum, so ist kaum eigentlich ein verkürzter Satz er wird es kaum tun. In ich glaube kaum, daß er es tun wird gehört kaum logisch zum abhängigen Satz. Im 18. Jahrhundert sehr üblich ist kaum daß, wo einfaches kaumgenügen würde (↑ "vielleicht"); hierbei vertritt kaum einen ganzen Satz: es ist kaum geschehen, es kommt kaum vor u.dgl.; vgl. es ist sehr trübe, kaum daß hie und da ein Sternchen durchblinkt (Goethe); kaum daß ich zweimal sie gesehen(Schiller); auch zur Einleitung eines logisch untergeordneten Satzes kaum daß ich Bachus den lustigen habe, kommt auch schon Amor (Schiller).
Neben dem Adverb kumosteht im Althochdeutschen ein Adjektiv kumig ›schwach, krank‹ und ein Verb kumen›beklagen‹. Die ursprüngliche Bedeutung ist ›mit Mühe, schwer‹. Vgl. lat. aeger ›krank‹, aegre ›kaum‹. Die Bedeutung schwankt dann zwischen ›beinahe nicht‹ und ›noch nicht ganz‹. Verstärkungen, die jetzt nicht mehr üblich sind: kaum kaum (Schiller) oder kaum und kaum (Lessing), nur kaum (Lessing, Schiller). Zeitlich ›eben erst‹, wenn ausgesagt werden soll, daß etwas eben erst eingetreten ist, gewöhnlich neben dem Partizip Präteritum kaum gesprochen, so geschah es (Herder; L059 DWb); früher auch um auszusagen, daß etwas eben noch bestand, was nicht mehr besteht, vgl. sein Puls, der kaum so träge und mutlos schlich, verdoppelt seine Schläge (Wieland; ähnlich häufig bei ihm); die Meereswoge, die noch kaum sich tobend brach (Uhland); vor der Tür brechen die Tränen aus dem Auge, das kaum noch Heiterkeit erlogen (W.Alexis). Es dient auch als Ausdruck der subjektiven Auffassung des Sprechenden: er wird es kaum tun ›ich halte es nicht für wahrscheinlich, daß er es tut‹ (↑ "schwerlich"). Antwortet man auf die Frage wird er es tun? mit ich glaube kaum, so ist kaum eigentlich ein verkürzter Satz er wird es kaum tun. In ich glaube kaum, daß er es tun wird gehört kaum logisch zum abhängigen Satz. Im 18. Jahrhundert sehr üblich ist kaum daß, wo einfaches kaumgenügen würde (↑ "vielleicht"); hierbei vertritt kaum einen ganzen Satz: es ist kaum geschehen, es kommt kaum vor u.dgl.; vgl. es ist sehr trübe, kaum daß hie und da ein Sternchen durchblinkt (Goethe); kaum daß ich zweimal sie gesehen(Schiller); auch zur Einleitung eines logisch untergeordneten Satzes kaum daß ich Bachus den lustigen habe, kommt auch schon Amor (Schiller).