Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
kahl
westgermanisches Wort, ahd. kalo, mhd. kal (kalwer), eventuell < lat. calvus oder urverwandt mit altslaw. golu›nackt‹; ursprünglich von Menschen und Tieren bzw. deren Körperteilen ›von Haaren entblößt‹, dann vielfach erweitert: kahler Baum, Strauch, Ast, Berg, Felsen; von den Raupen kahl gefressen; kahle Wände (ohne Schmuck), kahles Zimmer, kahles (abgetakeltes) Schiff. Gelegentlich ›kein Geld mehr habend‹: wir sind so kahl noch nicht als wir scheinen (A177 Gotthold Ephraim Lessing, Minna 1,11). Noch weiter von der eigentlichen Verwendung entfernen sich Gebrauchsweisen wie kahle Kunstrichter (die nichts Ordentliches vorzubringen wissen) (Lessing), kahle Ausflüchte, Entschuldigungen, Einwendungen, Trostgründe u.dgl., das kahle (wie das nackte) Leben (Grillparzer). Reimende Verbindungen kahl und schal, fahl und kahl. "S228" Verstärktratzekahl (18. Jahrhundert), besonders in ratzekahl fressen, zur Nebenform Ratze von ↑ "Ratte", angelehnt an ↑ "radikal".
Kahlschlag
1 (⇓ "S069" Forstwirtschaft) ›Flächenrodung‹;
2"S144" 1949 von ⇓ "S032" W.Weyrauch im Nachwort der Prosa-Anthologie ›Tausend Gramm‹ geprägter Begriff ⇓ "S127" : die Verfasser des Kahlschlags… die Kahlschlägler fangen in Sprache, Substanz und Konzeption, von vorn an (214); später verdeutlicht
Kahlschlag-Literatur (vgl. L289 Günther und Irmgard Schweikle).
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