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Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
jetzt
mhd. ist iezodurch ⇓ "S242" Zusammenrückung aus ie> nhd. ↑ 1"je" und dem Adverb zuo > neuhochdeutsch ↑ "zu" entstanden; dies setzt sich bis ins Neuhochdeutsche als itzo, jetzo fort. Daneben bestand mhd. ieze mit der abgeschwächten Form ze, die sonst als Präposition verwendet wird, daraus frühnhd. iez(noch einmal bei Wieland itz im Reim auf Sitz), woneben früh eine durch terweiterte Form üblicher wird, daher itzt (Luther, Sachs) und jetzt (L308 Kaspar Stieler 1691 neben Jetz, Jetzo, Jetzund(er)). Die Entwicklung zu jetzo, jetzt ist der des einfachen ie zu je zu vergleichen, doch sind diese Formen später als je in der Schriftsprache durchgedrungen; die durch Verkürzung entstandenen itzo, itzt herrschen bei den meisten Schriftstellern bis über die Mitte des 18. Jahrhunderts. Klopstock z. B. braucht sie anfangs ausschließlich, beseitigt sie aber in späteren Ausgaben, wo ihn nicht die Verstechnik zur Beibehaltung bestimmt. Besonders itztwird noch im 19. Jahrhundert von Grillparzer, Rückert u. a. verwendet. Die Form itzo/ jetzo ist bis ins 18. Jahrhundert in allgemeinem Gebrauch, tritt dann gegenüber jetzt zurück, hält sich aber noch literarisch (Mörike u. a.). Eine Erweiterung (wohl analog mhd. siduntseitdem‹ usw.) ist mhd. iezunt, welches sich bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts fortsetzt; altertümelnd auch noch später jetzúnd, itzund (Goethe, Heine). Daraus weiter frühnhd. ietzunder (mit angeschmolzenem her); jetzúnder altertümelnd bei Goethe, Heine u. a.1 Außer auf die Gegenwart kann jetztsich auch auf einen Punkt in der Vergangenheit beziehen, der sich aus dem Zusammenhang (z. B. einer Erzählung) ergibt. Mehrere korrespondierende jetzt(schon mhd. ) beziehen sich auf verschiedene rasch aufeinander folgende Zeiten: jetzt ward er rot, jetzt bleich. Die temporale Gegenwart mag gelegentlich in eine subjektbezogene umgedeutet worden sein, daher schon bei Luther der heute v. a. im Alemannischen häufige Gebrauch als
2"S002" Abtönungspartikel, in Fragesätzen ›Sprecher zeigt an, daß er den Frageinhalt für relevant hält, und bekundet deutliches Interesse an einer Antwort‹: Was hab ich jtzt gethan / das ewr that gleich sey? (A180 Martin Luther, Richter 8,2); Was hattest du jetzt damals gemeint?Was in der Gegenwart so ist, wie es ist, mag als Kontrast zur Vergangenheit bzw. daraus begründeten Erwartungen gesehen worden sein, daher schon frühneuhochdeutsch in Ausrufesätzen die abtönende Bedeutung ›Sprecher zeigt an, daß er den Satzinhalt für relevant hält und daß es eine gegenteilige Erwartung gab‹, ↑ "aber": und hast mich keiner [Freundschaft] geniezen lan, / das hett ich dir jetzt nit vermessen[›zugetraut‹] (1582 Ambraser Liederbuch; L059 DWb); Das war [aber] jetzt ein tolles Spiel! Die Ableitung
jetzig mhd. iezec ist älter als der Antritt des tbei jetzt. Veraltet anjetzt, anitzt, wie einfaches jetzt gebraucht.
Jetztzeit(unmittelbare) Gegenwart‹ (1807; Jean Paul), u. a. von Nietzsche und Wustmann bekämpft, vgl. L360 ZDW2,70; 5,114; 11,115 (Jetztwelt).
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