Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Jahr
gemeingermanisch (vgl. got. jer, engl. year), ahd. / mhd. jar, verwandt ↑ "heuer", urverwandt griech. horos, altruss. jaru ›Frühling‹. Alt sind die Unterscheidungen nach1.1 ›Vegetationsjahr‹, "Jahreszeit", "Frühjahr", Spätjahr;
1.2 ›Kalenderjahr (Sonnenjahr des Julianischen Kalenders)‹, vgl. "Neujahr";
1.3 ›Lebensjahr‹ ein mann in seinen besten jahren(Gellert; L059 DWb), vgl. "Lenz";
1.4 ›Rechnungsjahr, Geschäftsjahr‹, z. B. im mittelalterlichen Rechtsausdruck Jahr und Tag ›1 Jahr und 6 Wochen (und 3 Tage)‹, der formelhaft weiterlebt im Sinne von ›ziemlich lange Zeit‹: ⇓ "S243"
⊚ nach/ seit/ vor Jahr und Tag. Zum Brauchtum L140 HWDA4,593ff. Von den Zusammensetzungen ist
Jahrmarkt schon althochdeutsch, früher auch ›auf dem Jahrmarkt gekauftes Geschenk‹, so A075 Johann Wolfgang von Goethe, (Italienische Reise 7.9.86.), dafür landschaftlich ⇑ "Kirchweih", "Kirmes", "Messe" (2.1), "Rummel" (L066 Jürgen Eichhoff, Karte 44), Jahrzeit (mhd. ) noch bei L004 Johann Christoph Adelung und L033 Joachim Heinrich Campe ›Jahres(gedenk)tag‹, seit dem 17. Jahrhundert Jahrszeit,
Jahreszeit ›Phase des Jahres(1.1)‹. Ähnlich geht
Jahrestag ein Jahrtag (mhd. ) voraus, bei Luther ›Geburtstag‹, aber auch schon wie heute ›Gedenktag‹.
Jahresbericht ›jährlicher Bericht‹ (1935; Aus des Germanisten Bescheidenheit, gesagt und gesungen in der Gesellschaft für Deutsche Philologie, 22).
Jahrbuch (1642; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) entsprechend lat. annalis.
Jahrgang mhd. ›Ablauf des Jahres(1.1/ 1.2)‹, seit dem 18. Jahrhundert ›was aus einem Jahr(1.1/ 1.2) stammt‹, bezogen auf Wein (1731 Haller; L320 Trübner), Zeitschriften, militärische Mannschaften usw. Lateinisch saeculum wird 1647 mit Hundertjährung übersetzt, seit L284 Justus Georg Schottelius 1663,411 ist
Jahrhundert üblich; danach dann analog
Jahrzehnt (1730; L164 Friedrich Kluge) für lat. decennium und
Jahrtausend (1751; L360 ZDW5,232) für lat. millenium. Unter den Ableitungen ist
jährlich schon althochdeutsch; ebenso
-jährig, heute nur in Zusammensetzungen wie einjährig (dazu der Einjährige »von den nur ein Jahr ›freiwillig‹ dienenden Heerespflichtigen« L269 Daniel Sanders/ L269 J. Ernst Wülfing, bis 1919), "minderjährig", volljährig, noch im 18. Jahrhundert Adjektiv ›einjährig‹ staaten sind jährige pflanzen, die in einem kurzen sommer verblühen (Schiller; L059 DWb), auch ›jährlich‹ seine iährige Pension (A076 Johann Wolfgang von Goethe, Amtliche Schriften 1,197).
jähren reflexiv, mhd. jaren, jæren ›mündig werden‹, seit dem 17. Jahrhundert ›(wieder) ein Jahr her sein‹; dazu von mhd. bejaren
bejahrt ›alt (von Menschen)‹ und ↑ "verjähren".
1.2 ›Kalenderjahr (Sonnenjahr des Julianischen Kalenders)‹, vgl. "Neujahr";
1.3 ›Lebensjahr‹ ein mann in seinen besten jahren(Gellert; L059 DWb), vgl. "Lenz";
1.4 ›Rechnungsjahr, Geschäftsjahr‹, z. B. im mittelalterlichen Rechtsausdruck Jahr und Tag ›1 Jahr und 6 Wochen (und 3 Tage)‹, der formelhaft weiterlebt im Sinne von ›ziemlich lange Zeit‹: ⇓ "S243"
⊚ nach/ seit/ vor Jahr und Tag. Zum Brauchtum L140 HWDA4,593ff. Von den Zusammensetzungen ist
Jahrmarkt schon althochdeutsch, früher auch ›auf dem Jahrmarkt gekauftes Geschenk‹, so A075 Johann Wolfgang von Goethe, (Italienische Reise 7.9.86.), dafür landschaftlich ⇑ "Kirchweih", "Kirmes", "Messe" (2.1), "Rummel" (L066 Jürgen Eichhoff, Karte 44), Jahrzeit (mhd. ) noch bei L004 Johann Christoph Adelung und L033 Joachim Heinrich Campe ›Jahres(gedenk)tag‹, seit dem 17. Jahrhundert Jahrszeit,
Jahreszeit ›Phase des Jahres(1.1)‹. Ähnlich geht
Jahrestag ein Jahrtag (mhd. ) voraus, bei Luther ›Geburtstag‹, aber auch schon wie heute ›Gedenktag‹.
Jahresbericht ›jährlicher Bericht‹ (1935; Aus des Germanisten Bescheidenheit, gesagt und gesungen in der Gesellschaft für Deutsche Philologie, 22).
Jahrbuch (1642; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) entsprechend lat. annalis.
Jahrgang mhd. ›Ablauf des Jahres(1.1/ 1.2)‹, seit dem 18. Jahrhundert ›was aus einem Jahr(1.1/ 1.2) stammt‹, bezogen auf Wein (1731 Haller; L320 Trübner), Zeitschriften, militärische Mannschaften usw. Lateinisch saeculum wird 1647 mit Hundertjährung übersetzt, seit L284 Justus Georg Schottelius 1663,411 ist
Jahrhundert üblich; danach dann analog
Jahrzehnt (1730; L164 Friedrich Kluge) für lat. decennium und
Jahrtausend (1751; L360 ZDW5,232) für lat. millenium. Unter den Ableitungen ist
jährlich schon althochdeutsch; ebenso
-jährig, heute nur in Zusammensetzungen wie einjährig (dazu der Einjährige »von den nur ein Jahr ›freiwillig‹ dienenden Heerespflichtigen« L269 Daniel Sanders/ L269 J. Ernst Wülfing, bis 1919), "minderjährig", volljährig, noch im 18. Jahrhundert Adjektiv ›einjährig‹ staaten sind jährige pflanzen, die in einem kurzen sommer verblühen (Schiller; L059 DWb), auch ›jährlich‹ seine iährige Pension (A076 Johann Wolfgang von Goethe, Amtliche Schriften 1,197).
jähren reflexiv, mhd. jaren, jæren ›mündig werden‹, seit dem 17. Jahrhundert ›(wieder) ein Jahr her sein‹; dazu von mhd. bejaren
bejahrt ›alt (von Menschen)‹ und ↑ "verjähren".