Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
jagen
ahd. jagon, mhd. jagen; westgermanisches Wort, weitere etymologische Anschlüsse unsicher.1.1Wild verfolgen (und erlegen)‹, intransitiv (jagen nach) und transitiv (vgl. erjagen), ⇑ "hetzen", "pirschen"; früh vom Verfolgen eines Feindes als Gegensatz zu ↑ "fliehen"; vom optischen Eindruck übertragen
1.2rasch aufeinander folgen‹ in bestimmten Wendungen: ain dunst den andern jagt (1350 Konrad von Megenberg; L320 Trübner); Ein Malheur jagt heut das andere (A222 Friedrich Schiller, Kabale und Liebe 1,6); zur Vorstellung paßt jagender Puls; abstrakter
1.3streben nachjage aber nach der gerechtigkeit (Luther; L059 DWb), vgl. nachjagen. Schon mittelhochdeutsch
2 transitiv ›treiben‹ mit Richtungsangaben, vgl. ich in von mir jage; in den tot gejaget (Konrad von Würzburg; L320 Trübner); von Hauß und Hof etc. jagen (L169 Matthias Kramer 1700), wie verjagen; sich selbst eine Kugel durchs Gehirn gejagt (E.T.A.A127 Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, Meister Floh, 4,775); etwas in die Luft jagensprengen‹. Ebenfalls schon mittelhochdeutsch ⇓ "S029" verengt auf die schnelle Bewegung
3eilen, hastenDer Herzog jagte auf seinem schnellen Pferde… nach Losanne (Bodmer; L320 Trübner); in jagendem Tempo.
Jäger ahd. jagari,
1 zu jagen(1), übertragen in Kammerjäger (↑ "Kammer"), "Schürzenjäger", Postenjäger, Autogrammjäger (Figur in Horváths ›Himmelwärts‹). Auf die mythologische Figur spielt A075 Johann Wolfgang von Goethe an: Hört ihr den wilden Jäger?… er zieht grad über uns hin (Götz 5,6).
2 Seit dem 17. Jahrhundert Bezeichnung für eine besondere ⇓ "S136" militärische Truppe (Jägerkorps, Feldjäger), heute nicht mehr allgemein;
3schnelles Kampfflugzeug‹ ("Düsenjäger", Abfangjäger); zu jagen(1)
Jägerlatein (19. Jahrhundert)
1"S100"Fachsprache der Jäger‹, dann ⇓ "S027" v. a.
2mit Übertreibungen ausgeschmückte Jagderzählung(en)‹, vgl. "Seemannsgarn";
Jägersprache (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch 1741), ⇓ "S208" die Berufs- und Fachsprache.
Jagd mhd. jaget(vgl. ↑ "Jacht"), im wesentlichen gemäß jagenentwickelt, ferner ›Jagdrevier mit Wild‹ (frühnhd.), vgl. Jagdpächter;
in die ewigen Jagdgründe eingehen verhüllend ›sterben‹ nach den als Jenseits vorgestellten happy hunting grounds (L218 Muret/ Sanders s. v. Jagdgründe) der nordamerikanischen Indianer, ↑ "sterben". Zu Brauch und Volksglauben L140 HWDA4,575ff.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: jagen