Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
irgend
ahd. io werginje irgendwo‹ (wergin aus wargin, worin war Nebenform zu warwo‹), mhd. iergen mit sekundärem t/ d wie ↑ "jemand". Mittelhochdeutsch iergen bedeutet ›an einem beliebigen Ort‹, verschieden von etewa (↑ "etwa").1 Die lokale Bedeutung reicht noch ins Neuhochdeutsche hinein, dauert etwas länger bei dem genitivisch erweiterten irgends (die Tugend wird doch irgends geltenLessing) und allgemein in ↑ "nirgends" (ahd. ni io wergin). Nach Schwund der lokalen Bedeutung hat die Partikel
2 die Funktion, etwas als beliebig gedacht zu kennzeichnen, vgl. ist es irgend erlaubt?; ich möchte nicht, daß es irgend bekannt würde. Am häufigsten steht irgend in enger Verbindung mit einem indefiniten Pronomen oder Adverb, vgl. irgend jemand/ etwas, zusammengeschrieben irgendein, irgendeinmal, irgendwann, irgendwas, irgendwelch, irgendwer, irgendwie (s. unten), irgendwo, irgendwoher, irgendwohin, irgendworan; ferner irgend nicht selten in einem von einem verallgemeinernden Relativpronomen oder -adverb eingeleiteten Satz: wer irgend Lust hat; was man irgend hoffen darf; wo er irgend Ursache hat, wie er irgend kann; wenn man es ihm irgend erlaubt. Auch in einem Bedingungssatz ohne Konjunktion: ist es irgend gestattet.
irgendwie (19. Jahrhundert; W.L244 Wolfgang Pfeifer)
1 Adverb ›auf eine nicht näher bestimmte bzw. nicht genauer bestimmbare Weise‹: im falle des irgendwie verschuldeten krieges (Dahlmann; L059 DWb); »Übrigens«, sagte ich, »sind Sie irgendwie verwandt mit einem Joachim Henke, der einmal in Zürich studiert hat?« (M.A064 Max Frisch, Homo Faber 25); wenn es das Wetter irgendwie gestattete, seinen Rollstuhl nicht bloß auf die Veranda hinauszuschieben (A060 Theodor Fontane, Stechlin 5,336). Was nicht näher bestimmt ist, mag später als unbestimmbar verstanden worden sein, daher in Aussagesätzen, zunächst ⇓ "S105" jugend- und studentensprachlich, seit etwa 1970 der Gebrauch als
2"S002" Abtönungspartikel ›Sprecher kennzeichnet das von ihm Gesagte als eine den Kommunikationspartnern bekannte unbestimmbare, unabänderliche und daher hinzunehmende Tatsache‹, ⇑ "eben", "einfach", "halt": Ich hatte was gegen Selbstkritik. Ich meine: gegen öffentliche. Das ist irgendwie entwürdigend (A208 Ulrich Plenzdorf, Leiden 15); Sorry, das ist nicht deine Schuld, das ist irgendwie meine Kiste. Irgendwie gibt's du mir total das Gefühl, ich müßte dir was vormachen (D.A236 Dietrich Schwanitz, Campus 73); auch zur Abtönung von Antworten: »Haben Sie verstanden, was das ist, die Erlebte Rede?« »Doch, irgendwie schon… « (ebenda, 191).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: irgend