Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Interesse
15. Jahrhundert < lat. interesse (⇓ "S093" substantivierter Infinitiv, indeklinabel), zunächst ⇓ "S181" rechtssprachlich1 ›eingeklagter Vermögensschaden‹ und ⇓ "S106" kaufmannssprachlich
2.1 ›Zinsen‹ (aus der Sicht des Schuldners), noch A177 Gotthold Ephraim Lessing Sie wollen mir es [Geld] … mit Interessen wieder geben (Minna 3,7), bzw.
2.2 ›Vorteil, Nutzen‹ (für den Gläubiger). Schon im 16. Jahrhundert auch allgemeiner, wie heute:
2.3 ›Gewinnstreben, Sinn für (eigenen) Vorteil‹; Zu (2.2) bzw. (2.3) viele Zusammensetzungen: Privatinteresse, Staatsinteresse,Parteiinteresse, Geschäftsinteresse, Kundeninteresse; Interessengemeinschaft, Interessenvertretung.
3 Entsprechend franz. intérêt (vgl. interessant, s. unten) wird Interesse ›geistige Teilnahme, Ausrichtung‹ in der 2.Hälfte des 18. Jahrhunderts Begriff der ⇓ "S168" Philosophie, besonders Ästhetik, vgl. I.A153 Immanuel Kant: Interesse wird das Wohlgefallen genannt, was wir mit der Vorstellung der Existenz eines Gegenstandes verbinden (1790 Kritik der Urteilskraft I §2); weiter L138 HWbPh 4,479ff. Auch geradezu ›Vorliebe, Neigung‹, meist Plural (Freizeitinteressen), daneben flacher ›Beachtung, Aufmerksamkeit‹ bzw. in bezug auf den Gegenstand ›Belang, Wichtigkeit‹ das ist für mich ohne Interesse.
interessieren (1590; L081 FWb) zunächst ›Interesse(2.3) erwecken‹, oft als Partizip interessiert bzw. uninteressiert ›uneigennützig‹, vgl. I.A153 Immanuel Kant: [Der Geschmack des Schönen] einzig und allein ein uninteressiertes und freies Wohlgefallen sei (Kritik der Urteilskraft I §5), reflexiv 18. Jahrhundert nach franz. s'intéresser.
Interessent (1609; L081 FWb) kaufmannssprachlich ›Beteiligter‹ (veraltet), ›Kauflustiger‹.
interessant (1767; L081 FWb) < franz. intéressant, L003 Johann Christoph Adelung 1775 »anziehend« und »wichtig«, wie Interesse(3) auch ästhetischer Begriff, vgl. F.Schlegel: Interessant ist aesthetisches Chaos und Classisch ist systematische Bildung (Literary Notebooks, ed. H.Eichner, Nr. 1239). W.Sucharowski, Interessant. in: L390 Sprachwiss. 4,370ff.
2.1 ›Zinsen‹ (aus der Sicht des Schuldners), noch A177 Gotthold Ephraim Lessing Sie wollen mir es [Geld] … mit Interessen wieder geben (Minna 3,7), bzw.
2.2 ›Vorteil, Nutzen‹ (für den Gläubiger). Schon im 16. Jahrhundert auch allgemeiner, wie heute:
2.3 ›Gewinnstreben, Sinn für (eigenen) Vorteil‹; Zu (2.2) bzw. (2.3) viele Zusammensetzungen: Privatinteresse, Staatsinteresse,Parteiinteresse, Geschäftsinteresse, Kundeninteresse; Interessengemeinschaft, Interessenvertretung.
3 Entsprechend franz. intérêt (vgl. interessant, s. unten) wird Interesse ›geistige Teilnahme, Ausrichtung‹ in der 2.Hälfte des 18. Jahrhunderts Begriff der ⇓ "S168" Philosophie, besonders Ästhetik, vgl. I.A153 Immanuel Kant: Interesse wird das Wohlgefallen genannt, was wir mit der Vorstellung der Existenz eines Gegenstandes verbinden (1790 Kritik der Urteilskraft I §2); weiter L138 HWbPh 4,479ff. Auch geradezu ›Vorliebe, Neigung‹, meist Plural (Freizeitinteressen), daneben flacher ›Beachtung, Aufmerksamkeit‹ bzw. in bezug auf den Gegenstand ›Belang, Wichtigkeit‹ das ist für mich ohne Interesse.
interessieren (1590; L081 FWb) zunächst ›Interesse(2.3) erwecken‹, oft als Partizip interessiert bzw. uninteressiert ›uneigennützig‹, vgl. I.A153 Immanuel Kant: [Der Geschmack des Schönen] einzig und allein ein uninteressiertes und freies Wohlgefallen sei (Kritik der Urteilskraft I §5), reflexiv 18. Jahrhundert nach franz. s'intéresser.
Interessent (1609; L081 FWb) kaufmannssprachlich ›Beteiligter‹ (veraltet), ›Kauflustiger‹.
interessant (1767; L081 FWb) < franz. intéressant, L003 Johann Christoph Adelung 1775 »anziehend« und »wichtig«, wie Interesse(3) auch ästhetischer Begriff, vgl. F.Schlegel: Interessant ist aesthetisches Chaos und Classisch ist systematische Bildung (Literary Notebooks, ed. H.Eichner, Nr. 1239). W.Sucharowski, Interessant. in: L390 Sprachwiss. 4,370ff.