Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Imperativ
Mask. , Plural noch bis ins 19. Jahrhundert -en, heute -e;1 < lat. imperativus modus (von imperare›herrschen, befehlen‹), ⇓ "S208"Befehlsform des Verbs in der Grammatik‹, noch im 18. Jahrhundert in der lateinischen Form: will ich nur sagen, daß alles neue, was in dieser Stelle zu finden ist, in einer grammatikalischen Figur besteht, nach welcher der Dichter das, was andre im Indicativo sagen, in dem an sich selbst gerichteten Imperativo sagt (A177 Gotthold Ephraim Lessing, 5,79); dann eingedeutscht: Es gibt nur ein einziges Verhältnis zu ihnen [den Schauspielern], den kurzen Imperativ (Schiller; L151 Josef Kehrein), dazu imperativischin der Form des Imperativs‹; davon abgeleitet
2allgemeines Handlungsgebot‹, in dieser Bedeutung 1785 von I.A153 Immanuel Kant eingeführt: »Die Vorstellung eines objektiven Prinzips, sofern es für einen Willen nötigend ist, heißt ein Gebot (der Vernunft) und die Formel des Gebots heißt Imperativ« (Berliner Ausgabe 7,37); ⇓ "S032" I.Kant unterscheidet die zweckrationalen hypothetischen Imperative vom kategorischen Imperativ, dem selber unbedingten, apodiktischen moralischen Gebot der Vernunft; in dieser Bedeutung schon von Campe (L032 Joachim Heinrich Campe Erg.) der »Kantischen Schule« zugeschrieben und bestimmt als »die unbedingte Befehlsweise der Vernunft, oder der unbedingte Vernunftbefehl«: In der Naturforschung bedarf es eines kategorischen Imperativs so gut als im Sittlichen (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 50,152 LH); So wie nämlich Vernunftideen zu Imperativen oder Pflichten werden, sobald man sie überhaupt in die Schranken der Zeit setzt (Schiller; L151 Josef Kehrein); Der kategorische Imperativ Kants ist… der direkte Erbe des Ödipuskomplexes (S.A063 Sigmund Freud II 351); dazu imperatives, d. h. an den ausdrücklichen Wählerwillen gebundenes ↑ "Mandat" eines Abgeordneten.
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