Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Idiot
1 Das im 16. Jahrhundert (Idiot und idiotisch 1526/ 27 Paracelsus; L339 Karl-Heinz Weimann) ⇓ "S082" aus lat. idiota samt dessen Bedeutung ›Laie, Stümper, Ungebildeter‹ ( < griech. idiotes ›Einzelner, Privatmann, Laie‹, vom Adjektiv ídios ›eigen(tümlich), privat‹) entlehnte Wort bedeutet im Frühneuhochdeutschen außerdem ›Kurpfuscher‹: die hecken oder kälber ärtzet, oder die idioten, wie man sie pflegt zu nennen (1539; L081 FWb); Doch kann ein Idiot (›Laie‹), wie ich hierin keine Stimme haben(Seume; L081 FWb). Seit dem 18. Jahrhundert auch2einfältiger Mensch, Dummkopf‹: Der Wirth, ein Idiote (Lichtenberg; L081 FWb), heute häufig als ⇓ "S191" Schimpfwort: auch wenn Vorgesetzte uns Arschlöcher und Idioten titulieren (M.v.d.A093 Max von der Grün, Irrlicht 86).
3 Vom Englischen beeinflußt seit dem 18. Jahrhundert (Lichtenberg; L083 Peter F. Ganz) speziell ›Geisteskranker, Kretin‹; in dieser Bedeutung ist Idiot (wie auch Irrer ↑ "irre", "blödsinnig") in den Sprachen von Wissenschaft und Verwaltung inzwischen durch andere Ausdrücke (debil, geistig Behinderter ↑ "behindern") verdrängt.
idiotisch (16. Jahrhundert) < lat. idioticus, entsprechend Idiot entwickelt; früher gelegentlich auch wie heutiges ↑ "idiomatisch": das Recht meiner Vatergegend, so gut als andere Provinzen idiotisch zu sprechen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit 28,53,4).
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