Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
ich
gemeingermanisch, vgl. got. ik, engl. I. Die Kasus des Personalpronomens sind aus mehreren ganz verschiedenen Wurzeln gebildet. So schon im Indogermanischen, vgl. zu ichlat. ego, zu mir, mich lat. mihi, me. Genitiv Singular in älterer Form mein, allmählich durch die erweiterte Form meiner ersetzt; Luther hat nur mein, und durch Einfluß der Bibel hat sich dies in poetischer Sprache lange gehalten. ↑ "Vergißmeinnicht". Entsprechend verhält es sich mit ⇑ "dein", 1"sein". Mit dem Plural ↑ "wir" bezeichneten sich nach dem Vorbild der römischen Kaiser die deutschen Könige, später auch die Fürsten; vgl. "du". Im Briefstil wurde seit dem 17. Jahrhundert ein dem Verb nachgestelltes ich gern weggelassen, z. T. bis ins 20. Jahrhundert. Auch in bestimmten (umgangssprachlichen) Formeln entfiel das ichseit dem Frühneuhochdeutschen; darauf beruhen z. B. "bitte", "danke", "geschweige"; vgl. auch sage und schreibe, habe die Ehre u.dgl. (H.L236 Hermann Paul, Deutsche Grammatik 3 §19). Zu den landschaftlichen Variationen (so süddt. i, ostniederdt./ brandenburg. ick) vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–62. SubstantivIchNeutr. vereinzelt schon mittelhochdeutsch im Sinne von ›(eigene) Person, Selbst‹, in neuerer ⇓ "S168" Philosophie dann v. a. bei Fichte (Ich, Nicht-Ich; vgl. L138 HWbPh 4,1ff.). S.A063 Sigmund Freuds Schrift Das Ich und das Es (1923) mit der Unterscheidung von Ich, Über-Ich (Gewissen) und Es (Triebe) war folgenreich für die moderne ⇓ "S180" Psychologie und Psychoanalyse (s. L185 Jean Laplanche/ L185 Jean-Bertrand Pontalis).
Ichsucht und
ichsüchtig"S125""S071" Jean Paul für ↑ "Egoismus", egoistisch.
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Ansicht: ich