Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Hund
ahd. / mhd. hunt, gemeingermanisch, verwandt mit griech. kýon, lat. canis, ↑ "verhunzen"; nach Eigenschaften und Funktionen in zahlreichen bildlichen Wendungen (vgl. L019 Wilhelm Borchardt 236ff.), wobei der Hund zumeist negativ dargestellt wird, daher A231 Arthur Schopenhauers Distichon mit Bezug auf die positiven Eigenschaften Treue und Gelehrigkeit: Wundern darf es mich nicht, daß manche die Hunde verleumden, denn es beschämet zu oft leider den Menschen der Hund (Parerga und Paralipomena 2, Ende):⊚⊚ damit kann man keinen Hund hinter dem Ofen hervorlockenniemanden reizt das‹ (bei Luther; L019 Wilhelm Borchardt), vor die Hunde gehen (17. Jahrhundert) ›zugrunde gehen‹ (wohl eigentlich vom Wild, das den Hunden zum Opfer fällt), da liegt der Hund begraben (17. Jahrhundert) ›das ist der Kern der Sache‹ (Ursprung unklar); auf den Hund kommen (1664; L019 Wilhelm Borchardt) ›herunterkommen‹ (nach der Strafe des Hundetragens [für »edle Verbrecher«], J.Grimm, Deutsche Rechtsalterthümer 24,309ff. oder nach der absteigenden Reihenfolge ›vom Pferd auf den Esel‹ usw.?); leben wie ein Hundmiserabel leben‹, im 16. Jahrhundert halten das volk… wie einen hund (L059 DWb), Hunde, die bellen, beißen nicht (vgl. L284 Justus Georg Schottelius 1143), ›wer lauthals kritisiert, ist ungefährlich‹, bekannt wie ein bunter Hund (L308 Kaspar Stieler), ›sehr bekannt‹, wie Hund und Katze, von zweien, die sich nicht vertragen, mhd. bi hunden und bi katzen (L019 Wilhelm Borchardt); als ⇓ "S191" Schimpfwort bereits mittelhochdeutsch (vgl. L190 Lexer), verstärkt z. B. "Lumpenhund" (L308 Kaspar Stieler), Höllenhund, mhd. hellehuntTeufel‹: steh, Höllenhund (A222 Friedrich Schiller, Macbeth 5,12), Himmelhund »rohes schimpfwort« (L059 DWb), "Windhund" »windbeutel, leichtfusz« (ebenda), ↑ "Wind", bissig wie ein Kettenhund, ebenso dummer, feiger, krummer Hund, der hund von einem alten bedienten (Goethe; L059 DWb) und ⇓ "S211" studentensprachlich veraltet »Inbegriff aller Erbärmlichkeit« (L115 Helmut Henne/ L115 Georg Objartel 3,163), s. unten Hundsfott; daher als pejorisierendes Bestimmungswort (mit ⇓ "S228" hyperbolisierender Funktion) ⇓ "S228" hunds-, das ist ein verkürzter Genitiv, der seit dem 14. Jahrhundert »häufig in uneigentlicher composition angewendet« wird (L059 DWb): hundsgemein, hundsübel, seit dem 18. Jahrhundert ist die bevorzugte Form hunde-: hundekalt, Hundekälte, hundemüde (↑ "müde") (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), Hundeleben, Hundefraß; ohne beleidigenden Sinn junger, armer Hund; nach der Ähnlichkeit fliegender Hund, "Seehund"; fachsprachlich für verschiedene Geräte, z. B. ›Förderwagen‹ (⇓ "S033" bergmannssprachlich): es rollt der Hund, der Hammer pickt(Droste-Hülshoff), Grubenhund (↑ "Grube").
Hundsfott bis Ende des 18. Jahrhundert auch Hundsfut, Plural Hundsfütter, -fötter, eigentlich ›die Scham (mhd. vut, nhd. Fut) der Hündin‹. Es ist ⇓ "S077" ursprünglich Femininum (seit dem 16. Jahrhundert), weil es aber als ⇓ "S191" Schimpfwort für Männer gebraucht wurde (seit dem 17. Jahrhundert), Maskulinum geworden, dazu
hundsföttisch auch hundsfüttisch, auch im Sinne von ›erbärmlichdasz es eine hundsföttische sache ums lügen ist (Lessing; L059 DWb). ↑ "Fotze".
Hundsstern 15. Jahrhundert, ⇓ "S125" Lehnübertragung von lat. caniculaStern Sirius‹ im Sternbild des Großen Hundes, danach
Hundstage 15. Jahrhundert, ⇓ "S124" Lehnübersetzung von lat. dies caniculares (14. Jahrhundert hundetac, huntlich tage); die heißen Tage vom 24. Juli bis 23. August, ⇓ "S001" deren Hitze in Verbindung mit der Stellung des Hundssternes gebracht wurde.
Hündin ahd. hundinne, ⇓ "S140" geläufig erst seit dem 15. Jahrhundert, ↑ "Töle", in eigentlicher Bedeutung »jetzt nur in gewählter sprache« (L059 DWb); wie Hund Schimpfwort, schamlos wie eine hündin (ebenda).
hündisch (L308 Kaspar Stieler) bis ins 19. Jahrhundert überhaupt »mit bezug auf die verächtlichen eigenschaften des hundes« (L059 DWb), heute speziell ⇓ "S166"unterwürfig‹: hündische Liebe (G.Hauptmann; L337 WdG), ›niederträchtig‹: hündisch feige… Kriege (Werfel; L337 WdG).
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