Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Humor
16. Jahrhundert < lat. humor ›Flüssigkeit‹ entlehnt, betont nach franz. humeur; nach der mittelalterlichen Naturlehre von den das Temperament bestimmenden Körpersäften bis zum 17. Jahrhundert (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) synonym für ›Temperament‹: temperatur der vier humoren (L105 Georg Henisch s. v. Complexion); seit dem 17. Jahrhundert1Stimmung, Laune‹ (veraltet), bei L033 Joachim Heinrich Campe unter Humeur zur Unterscheidung von Humor (s. unten [3]) notiert; im 18. Jahrhundert unter Einfluß des engl. humour (Swift, Sterne) speziell
2 literarische Ausdrucksform des »umgekehrt… Erhabene[n]«: [Humor] erniedrigt das Große… und erhöhet das Kleine (A139 Jean Paul, Ästhetik §32); (1) und (2) im 18. Jahrhundert zu heute allgemein üblichem
3 »scherzhafte Laune« (L033 Joachim Heinrich Campe s. v. Humor), ›gute Stimmung mit fröhlichem (nicht boshaftem) Witz‹: Humor ist die genügsamste unter den Arten des Komischen (S.A063 Sigmund Freud IV,212), mit dem man sich Affekte erspart … und sich mit einem Scherz über [sie] hinaussetzt (S.A063 Sigmund Freud IV,278), daher
Humor ist, wenn man trotzdem lacht, ↑ "Galgenhumor", schwarzer Humor.
Humoreske zwischen 1813 und 1823 (L257 3RL), gebildet wie ⇑ "Burleske", "Groteske" (vgl. L081 FWb), ⇓ "S127"von der humoristischen Haltung bestimmte kleine literarische oder musikalische Gattung‹, verwandt mit ↑ "Satire" und ↑ "Komödie": eine Caffeehaus-Gesellschaft in einer Humoreske durchzuhecheln (1838; L081 FWb).
humorig (L269 Daniel Sanders/ L269 J. Ernst Wülfing 1910) ›launig, heitereine humorige Rede (L098 2GWb).
Humorist (1663; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) nach Humor(1) seit 1871 selten
1 »launischer [launiger] Mensch« (L264 Daniel Sanders; L081 FWb), nach Humor(2) speziell
2 »launiger Schriftsteller« (L033 Joachim Heinrich Campe): der Humorist, welcher [im Gegensatz zum Persifleur] die Seele erwärmet (A139 Jean Paul, Ästhetik §32), heute auch allgemeiner
3 »Komiker, Spaßmacher« (L097 GWb).
humoristisch (1769 Wieland; L320 Trübner) nur »mit dem Nebenbegriffe des Scherzhaften« (L033 Joachim Heinrich Campe): humoristische Einstellung, durch die man sich dem Leiden verweigert (S.A063 Sigmund Freud IV,279).
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