Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
hübsch
mhd. hübesch (altfranz. courtois), ⇓ "S052" ältere lautgesetzliche Form für jüngeres, näher an das Grundwort angelehntes und zunächst synonymes ↑ "höfisch", daher noch landschaftlich ›wohl gesittet, von angenehmen Manieren‹; schon mittelhochdeutsch (vgl. L190 Lexer) im heute allgemein üblichen Sinn ›von angenehmem Äußern‹, im Gegensatz zu ↑ "schön" ohne Bewunderung hervorzurufen: Hüpsch angesicht (L200 Josua Maaler), daher heute umgangssprachlich substantivisch na ihr Hübschen (L337 WdG); wie schön auch von dem Eindruck auf andere Sinne und auf das Gemüt: hübsche Musik, hübsches Lied, hübsches Wetter, hübsches Leben: es müßte hübsch sein, mal wieder ›Fiesta‹ zu lesen (A069 Robert Gernhardt, Glück, 9); im Sinne von ›großhübsches Vermögen, hübsche Summe, er hat hübsche Kenntnisse (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Werther 19,13,12); anerkennend das ist hübsch von dir; ironisch das ist (ja) eine hübsche Geschichte (L059 DWb); im Sinne von ›schön‹ als Gruß: Mach es hübsch und komm bald wieder (Wieland; L264 Daniel Sanders); adverbial zunächst ›wie es sich geziemt‹: man musz, auch in der gelehrten welt, hübsch leben und leben lassen (Lessing; L059 DWb); was als schicklich gekennzeichnet wurde, mag später allgemein als wünschbar betrachtet worden sein, daher in Imperativsätzen der Gebrauch als ⇓ "S002" Abtönungspartikel ›Sprecher zeigt an, daß er es (aus Gründen der Schicklichkeit) für vorteilhafter hielte, wenn der Inhalt seiner Aufforderung bzw. seines Ratschlags verwirklicht würde‹: mit gunsten, herr kaiser, das laszt nur hübsch bleiben (G.A.Bürger; L059 DWb); Sei hübsch ordentlich und fromm, / bis nach Haus ich wieder komm (1847 H.A300 Heinrich Hoffmann, Struwwelpeter); ähnlich auch in Aussagesätzen in der Bedeutung ›Sprecher zeigt an, daß er den Inhalt seiner Aussage für vorteilhaft oder korrekt hält‹: das Bäuerlein hübsch auf der rechten Seite des Königs (Hebel); Sie machen sich einen gemütlichen Tag, sie nehmen immer hübsch zu zweit einen von den Säcken (J.A006 Jurek Becker, Lügner 122). K.Grubmüller, höfisch-höflich-hübsch im Spätmittelalter, in: Festschrift G.de Smet 1986, 169ff.
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