Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
heilig
gemeingermanisch, zu ↑ "heil" wohl im Sinne des mit Heil Erfüllten, Heil Bringenden; ⇓ "S024" ⇓ "S110" im irenischen Missionsstil (z. B. der Angelsachsen) Übersetzung von christlich-lat. sanctus ›was dem Irdischen enthoben, rein, verehrungswürdig ist‹, Gegensatz ↑ "profan"; in anfänglicher Konkurrenz zu oberdt. wih (↑ 2"Weihe"), die sich in Weihnacht/ Heilige Nacht, Heiliger ↑ "Abend" bzw. Heiligabend ausdrückt (vgl. W.Baetke, Das Heilige im Germanischen, 1942; L252 RGG s. v. heilig): Heilige Mutter Gottes, Heiliger Geist, in der schimpfenden, fluchenden Floskel umgangssprachlich, z. B. heiliges Gewitter (Heyse; L320 Trübner); abgeschwächt bezogen auf einen sündlosen Lebenswandel: du bist ein heilig, gottesfürchtig Weib; wer ein heilig Leben führet (Luther), dazu ↑ "scheinheilig"; ohne religiösen Bezug von allem, was Ehrfurcht einflößt und was man sich zu verletzen scheut: ihm ist nichts heilig, heil'ge Ordnung, der heil'gen Erde (Schiller); und warf den heil'gen [als Geschenk der Geliebten über alles wert gehaltenen] Becher / Hinunter in die Fluth (A075 Johann Wolfgang von Goethe, König in Thule), Heiliges Römisches Reich (15. Jahrhundert; vgl. L059 DWb); als Adverb neben Verben des Versicherns: heilig versprechen, beschwörenusw., häufig alliterierend mit ↑ "hoch" verbunden (vgl. L004 Johann Christoph Adelung); von hier aus in vielen Mundarten Versicherungspartikel im Sinne von ›wahrhaftig‹, so zuweilen auch in der Literatur: Wenn du mich nicht jetzt bald nimmst, dann läßt du mich heilig noch sitzen (G.Hauptmann; L337 WdG).Heiligenschein erst 1808 bei L033 Joachim Heinrich Campe »Schein… welcher in Gemählden die Häupter der Heiligen umgibt« (L033 Joachim Heinrich Campe), übertragen die höchste tugend, wie ein heiligenschein, umgibt des kaisers haupt (Goethe; L059 DWb).
Heiligsprechung für lat. canonisatio (Anfang des 18. Jahrhunderts; L059 DWb) »erhebung unter die heiligen« (ebenda), dazu heiligsprechen; ↑ "Allerheiligstes".
gemeingermanisch, zu ↑ "heil" wohl im Sinne des mit Heil Erfüllten, Heil Bringenden; ⇓ "S024" ⇓ "S110" im irenischen Missionsstil (z. B. der Angelsachsen) Übersetzung von christlich-lat. sanctus ›was dem Irdischen enthoben, rein, verehrungswürdig ist‹, Gegensatz ↑ "profan"; in anfänglicher Konkurrenz zu oberdt. wih (↑ 2"Weihe"), die sich in Weihnacht/ Heilige Nacht, Heiliger ↑ "Abend" bzw. Heiligabend ausdrückt (vgl. W.Baetke, Das Heilige im Germanischen, 1942; L252 RGG s. v. heilig): Heilige Mutter Gottes, Heiliger Geist, in der schimpfenden, fluchenden Floskel umgangssprachlich, z. B. heiliges Gewitter (Heyse; L320 Trübner); abgeschwächt bezogen auf einen sündlosen Lebenswandel: du bist ein heilig, gottesfürchtig Weib; wer ein heilig Leben führet (Luther), dazu ↑ "scheinheilig"; ohne religiösen Bezug von allem, was Ehrfurcht einflößt und was man sich zu verletzen scheut: ihm ist nichts heilig, heil'ge Ordnung, der heil'gen Erde (Schiller); und warf den heil'gen [als Geschenk der Geliebten über alles wert gehaltenen] Becher / Hinunter in die Fluth (A075 Johann Wolfgang von Goethe, König in Thule), Heiliges Römisches Reich (15. Jahrhundert; vgl. L059 DWb); als Adverb neben Verben des Versicherns: heilig versprechen, beschwörenusw., häufig alliterierend mit ↑ "hoch" verbunden (vgl. L004 Johann Christoph Adelung); von hier aus in vielen Mundarten Versicherungspartikel im Sinne von ›wahrhaftig‹, so zuweilen auch in der Literatur: Wenn du mich nicht jetzt bald nimmst, dann läßt du mich heilig noch sitzen (G.Hauptmann; L337 WdG).Heiligenschein erst 1808 bei L033 Joachim Heinrich Campe »Schein… welcher in Gemählden die Häupter der Heiligen umgibt« (L033 Joachim Heinrich Campe), übertragen die höchste tugend, wie ein heiligenschein, umgibt des kaisers haupt (Goethe; L059 DWb).
Heiligsprechung für lat. canonisatio (Anfang des 18. Jahrhunderts; L059 DWb) »erhebung unter die heiligen« (ebenda), dazu heiligsprechen; ↑ "Allerheiligstes".