Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
heil
(ahd. )1 ›unverletzt‹ heile Haut (↑ "Haut"),
2 ›von einer Verletzung wiederhergestellt‹, auf die Verletzung bezogen: eine Wunde, ein Geschwür wird heil, übertragen: sein Herz ganz heil davon zu bringen(unverletzt von Amors Pfeilen), Die Narbe, stammt die aus dem Krieg? Mutti sagte… , du wärst heil.. .wiedergekommen. Sie meint, ich hätte keinen Schaden gelitten (M.v.d.A093 Max von der Grün, Irrlicht 66); nach niederdt. helnorddeutsch wie bereits althochdeutsch (vgl. L059 DWb)
3 ›ganz‹: man fand kein heiles… Hemd in seinen Schubladen (Th.Mann; L337 WdG), daher übertragen heile Welt nach niederdt. De hele Werlt ›die ganze Welt‹ (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch) – zumeist ironisch gefärbt (vgl. Steinthal, Die Rede von der heilen Welt, Die Neueren Sprachen 1978,96ff.) – und ⇓ "S228" verstärkend heilfroh, bei L033 Joachim Heinrich Campe noch der niedrigen Sprachschicht zugeordnet;
Heil Neutr. , ursprünglich wohl ›Freisein von körperlicher Verletzung‹, schon althochdeutsch allgemein
1 ›Wohlfahrt, Glück‹, daher
⊚ sein Heil versuchen, mit Anlehnung an das Verb in spezieller Anwendung der dem Kranken Heil, dem Wunden Linderung schafft (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust II,7347), im Kontext mit einem bedrängten Zustand
2 ›Rettung‹, in christlichem Sinn übertragen ›Erlösung von den Sünden und Gewährung der ewigen Seligkeit‹, so als Grußwort schon altgermanisches Adjektiv, inter hails goticum, mittelhochdeutsch heil dir, von Klopstock nach englischem Vorbild (Shakespeare, Macbeth) belebt (vgl. L360 ZDW15,157ff.), seit ⇓ "S032" F.L.Jahn ⇓ "S205" Turnergruß Gut Heil, ferner Petri Heil, Weidmanns Heil, politisch zuerst in Österreich Ende des 19. Jahrhunderts, ⇓ "S145" von 1933 bis 1945 war der Hitlergruß als Heil Hitler! (im politischen Witz erweitert Heil Du ihn! [G.Bauer, Sprache und Sprachlosigkeit im ›Dritten Reich‹, 1988,124f.]) offiziell vorgeschrieben, dafür auch, abgeschwächt: Mit deutschem Gruß!;
Heilsarmee (L269 Daniel Sanders/ L269 J. Ernst Wülfing), ⇓ "S124" Lehnübersetzung von engl. salvation army, 1878 gegründete christliche Organisation mit missionarischer und karitativer Zielsetzung;
Heilslehre übertragen die politischen Heilslehren der Franzosen (Treitschke; L320 Trübner);
heillos (16. Jahrhundert; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), zunächst im eigentlichen Sinn an Heil(1) anschließend, dann auch ›arm, elend‹ heillos kind (Aimon; L059 DWb), von Luther nach Heil(2) moralisch im Sinne von ›böse‹ gebraucht; seit dem 18. Jahrhundert verblaßt: heillose misgriffe (Heine; L059 DWb), ein heilloses Durcheinander (L337 WdG).
heilsam ahd. heil(e)sam, -o, ursprünglich allgemein ›heilbringend‹, mit Anlehnung an heilen auf körperlichen Schaden und dessen Beseitigung bezogen: heilsams kraut (L200 Josua Maaler), einem helffen oder heilsam sein(ebenda); übertragen in moralischem Sinn: eine heilsame reaktion gegen den… materialismus (Heine; L059 DWb), eine heilsame Lehre (L337 WdG);
heilen zwei aus heil abgeleitete Verben, ahd. heilanund heilen, im Mittelhochdeutschen zusammengefallen in heilen;
1 intransitiv ›heil werden‹; auch die Wunde heilt;
2 transitiv ›heil machen‹ mit ausgedehnterer Verwendung, indem es auch auf innere Krankheiten bezogen wird: jmdn. von der Lungenentzündung heilen, eine Wunde, eine Krankheit heilen, in bezug auf Seelenzustände, die mit Krankheiten verglichen werden: so war auch ich von aller Phantasie, von jeder Sucht, von jedem falschen Triebe mit einem Blick in deinen Blick geheilt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Tasso 880), auch von sonstigen Zuständen: die mißhandelte Ordnung wiederum heilen (Schiller), bei Luther: heilete er den Altar des Herrn, der zerbrochen war, in geistlichem Sinn: heile meine Seele, denn ich habe an dir gesündigt (Luther); daher das substantivierte Partizip
Heiland ⇓ "S036" ⇓ "S110" althochdeutsch als ⇓ "S124" Lehnübersetzung von lat. salvator ›Christus‹, in der alten vollen Form bewahrt; bei Luther auch in allgemeinerem Sinn ›Retter‹, dann auch übertragen ›ein Mensch, auf den man seine ganze Hoffnung setzt‹: Des Kaisers Söhnlein, der ist jetzt ihr Heiland, / Das neu aufgehende Gestirn (A222 Friedrich Schiller, Piccolomini 2,5).
2 ›von einer Verletzung wiederhergestellt‹, auf die Verletzung bezogen: eine Wunde, ein Geschwür wird heil, übertragen: sein Herz ganz heil davon zu bringen(unverletzt von Amors Pfeilen), Die Narbe, stammt die aus dem Krieg? Mutti sagte… , du wärst heil.. .wiedergekommen. Sie meint, ich hätte keinen Schaden gelitten (M.v.d.A093 Max von der Grün, Irrlicht 66); nach niederdt. helnorddeutsch wie bereits althochdeutsch (vgl. L059 DWb)
3 ›ganz‹: man fand kein heiles… Hemd in seinen Schubladen (Th.Mann; L337 WdG), daher übertragen heile Welt nach niederdt. De hele Werlt ›die ganze Welt‹ (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch) – zumeist ironisch gefärbt (vgl. Steinthal, Die Rede von der heilen Welt, Die Neueren Sprachen 1978,96ff.) – und ⇓ "S228" verstärkend heilfroh, bei L033 Joachim Heinrich Campe noch der niedrigen Sprachschicht zugeordnet;
Heil Neutr. , ursprünglich wohl ›Freisein von körperlicher Verletzung‹, schon althochdeutsch allgemein
1 ›Wohlfahrt, Glück‹, daher
⊚ sein Heil versuchen, mit Anlehnung an das Verb in spezieller Anwendung der dem Kranken Heil, dem Wunden Linderung schafft (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust II,7347), im Kontext mit einem bedrängten Zustand
2 ›Rettung‹, in christlichem Sinn übertragen ›Erlösung von den Sünden und Gewährung der ewigen Seligkeit‹, so als Grußwort schon altgermanisches Adjektiv, inter hails goticum, mittelhochdeutsch heil dir, von Klopstock nach englischem Vorbild (Shakespeare, Macbeth) belebt (vgl. L360 ZDW15,157ff.), seit ⇓ "S032" F.L.Jahn ⇓ "S205" Turnergruß Gut Heil, ferner Petri Heil, Weidmanns Heil, politisch zuerst in Österreich Ende des 19. Jahrhunderts, ⇓ "S145" von 1933 bis 1945 war der Hitlergruß als Heil Hitler! (im politischen Witz erweitert Heil Du ihn! [G.Bauer, Sprache und Sprachlosigkeit im ›Dritten Reich‹, 1988,124f.]) offiziell vorgeschrieben, dafür auch, abgeschwächt: Mit deutschem Gruß!;
Heilsarmee (L269 Daniel Sanders/ L269 J. Ernst Wülfing), ⇓ "S124" Lehnübersetzung von engl. salvation army, 1878 gegründete christliche Organisation mit missionarischer und karitativer Zielsetzung;
Heilslehre übertragen die politischen Heilslehren der Franzosen (Treitschke; L320 Trübner);
heillos (16. Jahrhundert; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), zunächst im eigentlichen Sinn an Heil(1) anschließend, dann auch ›arm, elend‹ heillos kind (Aimon; L059 DWb), von Luther nach Heil(2) moralisch im Sinne von ›böse‹ gebraucht; seit dem 18. Jahrhundert verblaßt: heillose misgriffe (Heine; L059 DWb), ein heilloses Durcheinander (L337 WdG).
heilsam ahd. heil(e)sam, -o, ursprünglich allgemein ›heilbringend‹, mit Anlehnung an heilen auf körperlichen Schaden und dessen Beseitigung bezogen: heilsams kraut (L200 Josua Maaler), einem helffen oder heilsam sein(ebenda); übertragen in moralischem Sinn: eine heilsame reaktion gegen den… materialismus (Heine; L059 DWb), eine heilsame Lehre (L337 WdG);
heilen zwei aus heil abgeleitete Verben, ahd. heilanund heilen, im Mittelhochdeutschen zusammengefallen in heilen;
1 intransitiv ›heil werden‹; auch die Wunde heilt;
2 transitiv ›heil machen‹ mit ausgedehnterer Verwendung, indem es auch auf innere Krankheiten bezogen wird: jmdn. von der Lungenentzündung heilen, eine Wunde, eine Krankheit heilen, in bezug auf Seelenzustände, die mit Krankheiten verglichen werden: so war auch ich von aller Phantasie, von jeder Sucht, von jedem falschen Triebe mit einem Blick in deinen Blick geheilt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Tasso 880), auch von sonstigen Zuständen: die mißhandelte Ordnung wiederum heilen (Schiller), bei Luther: heilete er den Altar des Herrn, der zerbrochen war, in geistlichem Sinn: heile meine Seele, denn ich habe an dir gesündigt (Luther); daher das substantivierte Partizip
Heiland ⇓ "S036" ⇓ "S110" althochdeutsch als ⇓ "S124" Lehnübersetzung von lat. salvator ›Christus‹, in der alten vollen Form bewahrt; bei Luther auch in allgemeinerem Sinn ›Retter‹, dann auch übertragen ›ein Mensch, auf den man seine ganze Hoffnung setzt‹: Des Kaisers Söhnlein, der ist jetzt ihr Heiland, / Das neu aufgehende Gestirn (A222 Friedrich Schiller, Piccolomini 2,5).