Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Heide
1 ⇓ "S087" Fem. , ahd. heida (nur Pflanzenname, s. unten), mhd. heide, gemeingermanisch (engl. heath);1 ›nicht urbar gemachter Teil des Landes‹, oft im Gegensatz zu ↑ "Wald", eher liebliche Landschaft, diu heide rot, der grüene walt (Walther von der Vogelweide; L059 DWb), Liebstu mich, so lieb ich dich, röslein auf der heiden(Uhland; L320 Trübner);
2 (daneben) ›unfruchtbare, eher wüste Landschaft‹ David war in der wüsten Siph, in der heide (Luther; L320 Trübner);
3 nord- und mitteldeutsch für ›Wald‹ (L305 Christoph Ernst Steinbach), »der mit nadelholz bestandene haideboden« (L059 DWb), bei A222 Friedrich Schiller ›Bergwald‹: auf des hochlands bergigten heiden(Stuart 3,1);
4 Bezeichnung für bestimmte Landschaften (u. a. Lüneburger Heide), deren Bewertung seit dem 19. Jahrhundert, gefördert von der Literatur, deutlich positiv ist, auch verkürzt: in die Heide fahren;
5 verkürzt für ›Heidekraut‹, schon althochdeutsch (s. oben) aus der Heide Blüten (Hoffmann von Fallersleben; L320 Trübner).
Heidelbeere mhd. heidelber ›wilde, an niedrigen Sträuchern wachsende Waldbeere‹: weil wir nichts als pilze und heidelbeeren zu essen hatten (16. Jahrhundert; L059 DWb); zur regionalen Bezeichnungsvielfalt (z. B. ↑ "Blaubeere", "Schwarzbeere") vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 96; L171 Paul Kretschmer 114; L317 Teuthonista 3,310.
2 ⇓ "S087" schwaches Mask. , ahd. heidan, mhd. heiden (↑ "Christ"); ursprünglich war heiden überwiegend Adjektiv; Ableitung vom Fem. 1Heide , Lehnübersetzung von lat. paganus, zunächst im Gegensatz zum milesund fidelis Christianus (›christgläubigen Soldaten‹)
1 ›geistlicher Zivilist‹, ›außerhalb der Gemeinschaft der Gläubigen Stehender‹, Ende des 4. Jahrhunderts von der christlichen Polemik auf die rückständige (und darum noch heidnische) Landbevölkerung bezogen (vgl. C.Mohrmann, in: Vigiliae Christianae 6,109 und W.Schmid, in: Rheinisches Museum für Philologie 96/ 1953,160); im Mittelalter
2 ›der nicht Christ oder Jude ist‹, besonders auch die Muslime (»Mohammedaner«), dann und so bis heute diese eingeschlossen. Erst jung und eher bildungssprachlich
3 ›Gegensatz zu Monotheist‹; umgangssprachlich
4 ›der innerhalb der christlichen Gemeinschaft lebende Ungläubige oder Nichtrechtgläubige‹. Aus der Vorstellung von etwas Schrecklichem, die sich in der Volksphantasie an das Wort knüpft, erklärt sich die umgangssprachliche Verwendung in Zusammensetzungen als ⇓ "S228" Verstärkung: Heidenangst, Heidengeld, Heidenkrach, Heidenlärm, heidenmäßig, Heidenspektakel – alle erst im 19. Jahrhundert, aber vgl. A180 Martin Luther, Psalm 2,1 Warumb toben die Heyden für quare fremuerunt gentes.
Heidentum ahd. heidantuom, mhd. heidentuom, nach der ursprünglichen Form von Heide(s. oben), die auch dem Adjektiv
heidnisch , ahd. heitnisc, mhd. heiden(i)sch zugrunde liegt.
2 (daneben) ›unfruchtbare, eher wüste Landschaft‹ David war in der wüsten Siph, in der heide (Luther; L320 Trübner);
3 nord- und mitteldeutsch für ›Wald‹ (L305 Christoph Ernst Steinbach), »der mit nadelholz bestandene haideboden« (L059 DWb), bei A222 Friedrich Schiller ›Bergwald‹: auf des hochlands bergigten heiden(Stuart 3,1);
4 Bezeichnung für bestimmte Landschaften (u. a. Lüneburger Heide), deren Bewertung seit dem 19. Jahrhundert, gefördert von der Literatur, deutlich positiv ist, auch verkürzt: in die Heide fahren;
5 verkürzt für ›Heidekraut‹, schon althochdeutsch (s. oben) aus der Heide Blüten (Hoffmann von Fallersleben; L320 Trübner).
Heidelbeere mhd. heidelber ›wilde, an niedrigen Sträuchern wachsende Waldbeere‹: weil wir nichts als pilze und heidelbeeren zu essen hatten (16. Jahrhundert; L059 DWb); zur regionalen Bezeichnungsvielfalt (z. B. ↑ "Blaubeere", "Schwarzbeere") vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 96; L171 Paul Kretschmer 114; L317 Teuthonista 3,310.
2 ⇓ "S087" schwaches Mask. , ahd. heidan, mhd. heiden (↑ "Christ"); ursprünglich war heiden überwiegend Adjektiv; Ableitung vom Fem. 1Heide , Lehnübersetzung von lat. paganus, zunächst im Gegensatz zum milesund fidelis Christianus (›christgläubigen Soldaten‹)
1 ›geistlicher Zivilist‹, ›außerhalb der Gemeinschaft der Gläubigen Stehender‹, Ende des 4. Jahrhunderts von der christlichen Polemik auf die rückständige (und darum noch heidnische) Landbevölkerung bezogen (vgl. C.Mohrmann, in: Vigiliae Christianae 6,109 und W.Schmid, in: Rheinisches Museum für Philologie 96/ 1953,160); im Mittelalter
2 ›der nicht Christ oder Jude ist‹, besonders auch die Muslime (»Mohammedaner«), dann und so bis heute diese eingeschlossen. Erst jung und eher bildungssprachlich
3 ›Gegensatz zu Monotheist‹; umgangssprachlich
4 ›der innerhalb der christlichen Gemeinschaft lebende Ungläubige oder Nichtrechtgläubige‹. Aus der Vorstellung von etwas Schrecklichem, die sich in der Volksphantasie an das Wort knüpft, erklärt sich die umgangssprachliche Verwendung in Zusammensetzungen als ⇓ "S228" Verstärkung: Heidenangst, Heidengeld, Heidenkrach, Heidenlärm, heidenmäßig, Heidenspektakel – alle erst im 19. Jahrhundert, aber vgl. A180 Martin Luther, Psalm 2,1 Warumb toben die Heyden für quare fremuerunt gentes.
Heidentum ahd. heidantuom, mhd. heidentuom, nach der ursprünglichen Form von Heide(s. oben), die auch dem Adjektiv
heidnisch , ahd. heitnisc, mhd. heiden(i)sch zugrunde liegt.