Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
heben
gemeingermanisch (got. hafjan, engl. heave; urverwandt lat. capere ›fassen‹), ahd. hevan, hef(f)en, mhd. heben (heven) – huop, huoben – gehaben; verwandt ⇑ "Hub", "Behuf", "Hebamme", -{{link}}haft{{/link}}, "Haft", "Hefe", "Heft", "heftig", "haben". Die Flexion stimmt ursprünglich zu der von ↑ "tragen", nur daß das Präsens durch ein Suffix -joweitergebildet war, welches Umlaut (e aus a) hervorgerufen hat (⇑ "schöpfen", "schwören"). Die alte Form des Partizips kommt bis ins 18. Jahrhundert vor (aufgehaben Wieland) und ist geblieben in dem Adjektiv ↑ "erhaben"; daneben seit dem 16. Jahrhundert das heutige gehoben, oberdeutsch schwach gehebt. Neben dem Präteritum huberscheint seit dem 17. Jahrhundert, v. a. bei den Schlesiern hob, das im 18. Jahrhundert von den Grammatikern zur Regel erklärt wurde.1 ›(mit der Hand) nach oben bewegen, heraufholen‹ in vielfach modifiziertem Gebrauch, der heute z. T. von Präfigierungen übernommen ist: die Stimme heben (und senken), Hebung und Senkung im metrischen Sinne,
⊚ jmdn. bis in den Himmel heben (vgl. "erheben"), umgangssprachlich einen heben ›trinken‹ (⇓ "S211" studentensprachlich 1831; L115 Helmut Henne/ L115 Georg Objartel 3,238). Im Mittelhochdeutschen ist einfaches hebensoviel wie "anheben" ›erregen, beginnen‹, so auch zuweilen bei neueren Dichtern: da hebt sie wildes Klagegeschrei (Uhland); häufiger ist entsprechendes sich heben: da hub sich ein Donner und Blitzen (Luther); da hebt sich ein Klingen (Uhland). Das Heben kann ein Wegräumen sein, und diese Vorstellung kann in den Vordergrund treten; hierher aus dem Sattel heben (durch Lanzenstoß im ritterlichen Kampf), auch übertragen gebraucht; reflexiv häufig in der Lutherbibel: hebe dich weg von mir; hebt euch aus dieser Gemeinde; so erhält schließlich auch einfaches hebenden Sinn von ›beseitigen, beheben‹ einen widerspruch heben (I.Kant; L059 DWb). Früher heben ferner in bezug auf Geld, Steuern u.dgl. (dazu Hebe Fem. ›Erhebung von Abgaben‹, Hebopfer Luther).
⊚ aus der Taufe heben ist eine Erinnerung aus der Zeit, in welcher noch ein wirkliches Eintauchen des Täuflings stattfand. Oberdeutsch in der Umgangssprache, früher auch bei Schriftstellern, wird heben wie "halten" gebraucht, transitiv und intransitiv: daß ich mich an ihm heben kann (Hebel); bis ihm kein Hemd mehr am Leibe hebt(Schiller). Dies beruht auf einer Vermischung mit ↑ "haben", die schon im Mittelhochdeutschen begonnen hat.
2 Seit dem 18. Jahrhundert übertragen ›betonen, verbessern, steigern‹ hob das feinste Roth die Weiße ihrer Haut (L004 Johann Christoph Adelung), heute auch von Stimmung, Umsatz, Niveau usw. Im Partizip als Stilbegriff auf die Sprachebene oberhalb der Standardsprache bezogen, der gehobene Stil (L059 DWb 1877) nach lat. stilus elevatus, vorher "erhaben". ⇑ "abheben", "anheben", "aufheben", "ausheben", "beheben", "entheben", "erheben", "überheben". Zu heben(1)
Hebel (1432; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), dazu Hebelgesetz; erst im 20. Jahrhundert umgangssprachlich
⊚ am längeren/ kürzeren Hebel sitzen (L177 Heinz Küpper);
Heber als Werkzeug L200 Josua Maaler 1561, für Flüssiges (Weinheber) L308 Kaspar Stieler 1691; 20. Jahrhundert: Kurzform für Gewichtheber.
⊚ jmdn. bis in den Himmel heben (vgl. "erheben"), umgangssprachlich einen heben ›trinken‹ (⇓ "S211" studentensprachlich 1831; L115 Helmut Henne/ L115 Georg Objartel 3,238). Im Mittelhochdeutschen ist einfaches hebensoviel wie "anheben" ›erregen, beginnen‹, so auch zuweilen bei neueren Dichtern: da hebt sie wildes Klagegeschrei (Uhland); häufiger ist entsprechendes sich heben: da hub sich ein Donner und Blitzen (Luther); da hebt sich ein Klingen (Uhland). Das Heben kann ein Wegräumen sein, und diese Vorstellung kann in den Vordergrund treten; hierher aus dem Sattel heben (durch Lanzenstoß im ritterlichen Kampf), auch übertragen gebraucht; reflexiv häufig in der Lutherbibel: hebe dich weg von mir; hebt euch aus dieser Gemeinde; so erhält schließlich auch einfaches hebenden Sinn von ›beseitigen, beheben‹ einen widerspruch heben (I.Kant; L059 DWb). Früher heben ferner in bezug auf Geld, Steuern u.dgl. (dazu Hebe Fem. ›Erhebung von Abgaben‹, Hebopfer Luther).
⊚ aus der Taufe heben ist eine Erinnerung aus der Zeit, in welcher noch ein wirkliches Eintauchen des Täuflings stattfand. Oberdeutsch in der Umgangssprache, früher auch bei Schriftstellern, wird heben wie "halten" gebraucht, transitiv und intransitiv: daß ich mich an ihm heben kann (Hebel); bis ihm kein Hemd mehr am Leibe hebt(Schiller). Dies beruht auf einer Vermischung mit ↑ "haben", die schon im Mittelhochdeutschen begonnen hat.
2 Seit dem 18. Jahrhundert übertragen ›betonen, verbessern, steigern‹ hob das feinste Roth die Weiße ihrer Haut (L004 Johann Christoph Adelung), heute auch von Stimmung, Umsatz, Niveau usw. Im Partizip als Stilbegriff auf die Sprachebene oberhalb der Standardsprache bezogen, der gehobene Stil (L059 DWb 1877) nach lat. stilus elevatus, vorher "erhaben". ⇑ "abheben", "anheben", "aufheben", "ausheben", "beheben", "entheben", "erheben", "überheben". Zu heben(1)
Hebel (1432; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), dazu Hebelgesetz; erst im 20. Jahrhundert umgangssprachlich
⊚ am längeren/ kürzeren Hebel sitzen (L177 Heinz Küpper);
Heber als Werkzeug L200 Josua Maaler 1561, für Flüssiges (Weinheber) L308 Kaspar Stieler 1691; 20. Jahrhundert: Kurzform für Gewichtheber.