Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Haut
ahd. / mhd. hut, germanisch (engl. hide), verwandt mit lat. cutis; z. T. synonym mit ↑ "Fell"; in vielen Redensarten (vgl. L019 Wilhelm Borchardt 214),1 bezogen auf die (Angriffen ausgesetzte) äußere Schicht des Körpers:
⊚⊚ juckt die Haut?willst du Schläge bekommen?‹ (L004 Johann Christoph Adelung), sich seiner Haut wehren, seine Haut wagen (mhd. ; vgl. L190 Lexer) / seine Haut retten: wenn ich nur einen treffen würde, der zugibt, daß er nichts als seine Haut retten will (A296 Carl Zuckmayer, General 584), die Haut verkaufen (L284 Justus Georg Schottelius) ›sich zum Kriegsdienst anwerben lassen‹, mit heiler Haut davonkommen (L308 Kaspar Stieler); anders ein Geschwür u.ä. kommt aus heiler Haut (ohne daß eine Verletzung die Ursache ist), danach übertragen ›ohne ersichtliche Veranlassung‹, z. B. wo eine von den Hauptpersonen ganz aus heiler Haut starb(Lessing); häufig werden ⇓ "S007" Haut und Haar verbunden als gefährdet dargestellt: er ließe Haut und Haar für meine Provinzialen (Goethe), besonders in der älteren Rechtssprache (schon im Sachsenspiegel, vgl. L046 DRWb5,489), verbunden auch
Haut und Knochenmager‹, dafür mittelhochdeutsch bis ins 18. Jahrhundert auch Haut und Bein, dazu auch Rothaut (L320 Trübner) ›Indianer‹;
2 als unzertrennlich mit dem Menschen verbunden:
⊚⊚ ihm ist (nicht) wohl in seiner Haut (L059 DWb), er steckt in keiner guten Haut (L004 Johann Christoph Adelung), etwas geht unter die Haut (»modern« nach L259 2Röhrich, vgl. L010 AWb), aus der Haut fahren (Luther; vgl. L059 DWb) als Ausdruck für große Aufregung, Entrüstung; von der tierischen Haut übertragen mit Haut und Haaren (essen/ fressen) (eigentlich ein Tier, dem man das Fell abziehen sollte) ›vollständig‹; jmdm. die Haut über die Ohren ziehen (mhd. ; vgl. L190 Lexer) ›ausnutzen‹, seine Haut zu Markte tragen (L308 Kaspar Stieler); dazu ↑ "Gänsehaut"; metonymisch mit Beiwörtern, früher schimpfend üble Haut etc., dann nur noch harmlos eine gute/ ehrliche Haut (L308 Kaspar Stieler): Nee, nee Richardchen, bist ne gute Haut (Döblin; L097 GWb); von der Tier- auf die Pflanzenwelt übertragen, z. B. Haut der Zwiebel (vgl. L308 Kaspar Stieler Zwiebelheutlein); übertragen auch ›Überzug auf einer (erkaltenden) Flüssigkeit‹ (15. Jahrhundert; vgl. L320 Trübner); jetzt auch jede äußere Schicht »als Abdeckung, Verkleidung, Bespannung« (L097 GWb).
hauteng (neu; vgl. L337 WdG), auf Kleidungsstücke bezogen: hautenge Jeans.
Hautfarbe (L033 Joachim Heinrich Campe)
1 Tönung der Haut im Sinne von ›Teint‹;
2Farbe der menschlichen Haut als Merkmal unterschiedlicher Rassender Afrikaner wurde wegen seiner Hautfarbe diskriminiert.
hautnah neu in übertragener Bedeutung »unmittelbar, das Gefühl ansprechend« (L337 WdG).
häuten reflexiv »die Haut ablegen« (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), transitiv »die Haut abziehen« (L004 Johann Christoph Adelung).
häutig (L308 Kaspar Stieler) besonders übertragen in Zusammensetzungen, z. B. dickhäutig, "dünnhäutig" (ebenda)
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