Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
hauchen
mhd. (ostmitteldt.) huchen, daneben kuchen (↑ "keuchen"); durch Luther verbreitet im Sinne von1sanfte Luftbewegung‹ (für oberdt. ⇑ "blasen", "wehen"), dann auch
2mit geöffnetem Mund (nachdrücklich) ausatmen‹: An die Fensterscheibe hauchen (L004 Johann Christoph Adelung), im Sinne von ›sehr leise sprechen‹ [Sie] hauchte mit süszer, leiser stimme(Goethe; L059 DWb), dazu anhauchenein Poet wird von einem Himmlischen Geist angehaucht (L308 Kaspar Stieler) -, "aushauchen", den Geist aushauchen (L308 Kaspar Stieler) ›sterben‹; literarisch das Objekt als Subjekt: welche Ambradüfte hauchen da (Grabbe), was enthaucht wohl solchem furchtbaren Greuelschlund (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust II,8885).
Hauch (L284 Justus Georg Schottelius), aus dem Verb ⇓ "S183" rückgebildet;
1ausgestoßener Atem‹: Ihre Stirn lehnt an der Scheibe,… , ein kleiner Fleck aus Hauch bildet sich auf dem Glas, sie atmet mit offenem Mund wie alle Aufgeregten (J.A006 Jurek Becker, Lügner 218), grammatisch unmöglich, dasz ein h oder hauch am ende hinter einem mitlautenden soll ausgesprochen werden (Schottel; L059 DWb), dazu Hauchlaut (L004 Johann Christoph Adelung); übertragen der letzte Lebenshauch (L308 Kaspar Stieler);
2bewegte Luft‹: In allen Wipfeln / Spürest du / Kaum einen Hauch (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wandrers Nachtlied [Ein gleiches]); dann übertragen, um Atmosphärisches – den naturschilderungen darf nicht der hauch des lebens entzogen werden (A. v.Humboldt; L059 DWb) – auch Poetologisches: Bilde, Künstler! Rede nicht!/ Nur ein Hauch sei dein Gedicht (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Kunst [Motto] 1,2,167) bzw. etwas Geringes, einen Anflug zu beschreiben, dazu hauchdünn (L056 Duden 101929).
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