Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
halt
got. haldis, mhd. halt (L190 Lexer);1 temporales und modales Adverb ›eher, vielmehr, lieber‹, so althochdeutsch (z. B. Tatian 67.14; bei Notker, z. B. II,277,19, meist jedoch in der Bedeutung ›schnell, rasch, sofort, (als)bald‹) und noch mittelhochdeutsch; haltstellt wohl keine frühneuhochdeutsche elliptische Bildung aus ich halte dar (gegen L012 Otto Behaghel, Syntax 3,182); vgl. auch L004 Johann Christoph Adelung s. v. halten), sondern ist eher als Vermischung des althochdeutschen Adverbs haltmit ahd. halto/ haldo ( < haltuich meine‹) zu betrachten (L190 Lexer), das vielleicht frühneuhochdeutsch durchaus noch wirksam war, z. B. in: Bey meinem adelichen Ehren / ich halte doch / es gehen Gespenster um (1663 A095 Andreas Gryphius, Horribilicribifax 7,50); mittelhochdeutsch und frühneuhochdeutsch ebenfalls noch in der Bedeutung ›auch, wenn auch‹ (↑ "auch"): swie halt mir mîn ding ergê / ich will dem phluoge widersagen (Helmbrecht; L059 DWb); so wol an, wir wellen schlan / und sol man uns halt alle vahn(H.Sachs; L059 DWb). Was zeitlich eher und möglicherweise von jeher die eigene Meinung ist, mag später als unabänderlich betrachtet worden sein; daher wohl aus der temporalen Bedeutung ›eher‹ bereits im Mittelhochdeutschen eine Gebrauchsweise als
2"S002" Abtönungspartikel
2.1Sprecher kennzeichnet das von ihm Gesagte als eine den Kommunikationspartnern bekannte unabänderliche und daher hinzunehmende Tatsache‹: rîterschaft ist topelspil, / unt daz ein man von tjoste viel. / ez sinket halt ein mers kiel ([›Ihr habt das oft erfahren, daß] Ritterschaft Würfelspiel ist und ein Mann durch einen Lanzenstoß fiel: Es sinkt halt auch ein Hochsee-Schiff‹) (Wolfram von Eschenbach, Parzival 289,24ff., vgl. auch 430,9f.); ein groszer mann / ist halt ein mann, der alles kann (Wieland, 18,205; L059 DWb); es gibt halt auch eine Notwendigkeit, die wählt uns von Augenblick zu Augenblick (A130 Hugo von Hofmannsthal, Schwierige 2,10); Nun ja, er war halt bei der Polizei, aber er war doch mein Bruder (A046 Günter Eich, Anfang 141); S läuft halt zu viel Gesindel im Lande herum! (A.A226 Arno Schmidt, Trommler 133); dazu gleichbedeutend bair. (L004 Johann Christoph Adelung) und österr. (L059 DWb) halter, das zuweilen auch in der Schriftsprache erscheint: weil sie halter meint, dasz sie allein sei (Wieland; L059 DWb); heute auch in eine Erlaubnis oder einen Ratschlag beinhaltenden Imperativsätzen in der Bedeutung
2.2Sprecher ist der Meinung, daß nichts gegen die geplante Handlung des Hörers spricht‹: Na gut, dann komm halt mit; Wenn du keinen Beleg findest, dann erfinde halt ein Beispiel. Abtönendes halt gilt vielfach als eher süddeutsche Entsprechung zu norddeutsch ↑ "eben" (vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 103), aber süddeutsch bestehen beide Partikeln seit Jahrhunderten nebeneinander, und bereits M.Heyne meinte, der Gebrauch von halt »erstrecke sich durch Oberdeutschland bis nach Mitteldeutschland hinein« (1877; L059 DWb) und werde in der Schriftsprache nur verwendet, »wenn die rede mundartlich anklingen oder eine trauliche färbung erhalten soll« (ebenda); heute, insbesondere in der gesprochenen Sprache, (auch norddeutsch) allgemein üblich, v. a. auch in der Jugend- und Schriftsprache, nicht selten sogar verbunden mit gleichbedeutendem eben. E.Hentschel, Funktion und Geschichte deutscher Partikeln. Ja, doch, halt und eben. 1986.
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