Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
gut
ahd. / mhd. guot, gemeingermanisch (engl. good). Als Komparativ und Superlativ dienen dazu von alters her Bildungen aus einem ganz anderen, mit "Buße" verwandten Stamm: ↑ "besser" (mhd. bezzer), ↑ "beste" (vgl. "baß"). Ursprünglich ohne Adverb, statt dessen "wohl", jetzt auch adverbial; ⇓ "S012" Gegensätze: ⇑ "übel", "böse", "schlecht", "ungut", jedes in seiner Sphäre beschränkt (russ. gódnyj ›tauglich‹); verwandt mit ↑ "Gatte" und gätlich ›passend, geeignet‹ (öfter bei Goethe); ursprüngliche Bedeutung daher1 ›passend, geeignet‹, ohne nähere Bestimmung ›so beschaffen, wie es sich gehört‹: ein gutes Auge, Ohr, Messer, Gewehr, ein guter Redner, Schneider, Schütze, Soldat usw., ein gutes Gehör, eine gute Regierung, Verwaltung, Bewirtschaftung, ein guter Deutscher (1897, H.Paul); umgangssprachlich der gute Anzug, die gute Stube ›nur für besondere Anlässe‹; entsprechend Adverb gut sehen, hören, schießen, fechten; gut deutsch (königlich) gesinnt (1897, H.Paul); mit näherer Bestimmung ›für einen bestimmten Zweck geeignet‹: die Kirschen sind gut zum Einmachen, wozu ist das gut? Chinin ist gut für (gegen) das Fieber; umgangssprachlich gut sein ›intelligent, begabt sein‹, vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 3–35; ohne Angabe des Zwecks
2 ›günstig, nützlich, angenehm‹, für gewisse Personen: es ist (für uns, für ihn) gut, daß er gestorben ist; dem wäre besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehänget würde; das bekommt dir gut; mit Rücksicht auf Bedürfnis und Empfindung jedes normalen Menschen: gutes Wetter, gute Jahreszeit, Laune, Gesundheit, guter Geschmack, gute Meinung, Gelegenheit, guter Ruf usw.; es scheint mir gut, ich halte es für gut usw., s.unten "Gutachten", "Gutdünken"; hier ist gut sein, mit großen Herren ist nicht gut Kirschen essen; es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; gut schmecken, essen, lebenusw., es geht (jmdm. ) gut, sie ist gut weggekommen, der Weizen ist gut, sie ist gut daran, sie hat es gut; in Gruß- und Wunschformeln guten Tag / guten Abend / gute Nacht! (L169 Matthias Kramer), guten Appetit!, mach's gut!; speziell im Sinne von ›leicht‹: du hast gut schenken/ reden; etwas gut behalten, gut zu Fuß sein; abgeblaßt etwas jmdm. nicht gut sagen können; im Sinne von ›ausgleichen‹, ›sich erkenntlich zeigen‹ etwas (wieder) gut machen; im Sinne von ›billigen‹ "gutheißen" (s. unten); etwas gut sein lassen; ›sich mit etwas zufriedengeben‹, oft imperativisch im Sinne von ›es ist genug, du solltest aufhören‹: Laß es jetzt gut sein, Seni. Komm herab (A222 Friedrich Schiller, Wallensteins Tod 1,1); quantitativ
3 ›umfangreich, genügend‹: gut besucht, in Wendungen es ist gut, schon gut, und damit gut, kurz und gut (16. Jahrhundert; L059 DWb), ↑ "kurz", fest in der Verbindung des Guten zuviel ›übertrieben‹; im Sinne von ›reichlich‹: gute Meile, Stunde, gutes Stück, Teil, gut messen, wiegen, ⇓ "S007" gut und gerne; bei jmdm. 100 Mark guthaben ›zu fordern haben‹, dazu substantivisch (s. unten) ein "Guthaben" (von 100 Mark); auch jmdm. etwas gutschreiben (wie zugute); so gut wie abgeblaßt ›beinahe‹: er ist so gut wie bankrott; auf Personen und deren Handlungen bezogen
4 ›moralisch, sittlich einwandfrei‹: Edel sei der Mensch, hilfreich und gutals geflügeltes Wort (⇓ "S074" A075 Johann Wolfgang von Goethe, Das Göttliche), Keine grössere Macht fand Zarathustra auf Erden, als gut und böse (A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 74), Der gute Mensch von Sezuan (B.A024 Bertolt Brecht 1940), Gegensatz "böse", "schlecht", er hat ein gutes Herz, gutherzig, "gutmütig" (s. unten), sie meint es gut, ein gutgemeinter Vorschlag, in guter Absicht; mit Anflug von (mitleidiger) Geringschätzung der gute Mensch hat das wirklich geglaubt, so häufig substantivisch Hilde, die Gute; wie "schade": Du bist mir zu gut für diese Verrichtung (L003 Johann Christoph Adelung 1775), häufig tadelnd: dafür ist er sich zu gut; ironisch, wenn jemand eine Situation oder einen Sachverhalt nicht richtig einschätzt: Sie sind gut… das nennen Sie Liederlichkeit! (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 222); häufig substantivisch in der Dreiheit mit "wahr" und "schön": Fertigkeit des Verstandes, das wahre, gute und schöne richtig zu empfinden (J. U.v.König, Untersuchung von dem guten Geschmack in der Dicht- und Redekunst, 1727,405); Indessen schritt sein [Schillers] Geist gewaltig fort / In's Ewige des Wahren, Guten, Schönen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, 16,166,30); auf Neigung zu einzelnen Personen bezogen
5 ›freundschaftlich‹: gute Freunde, mein guter Engel (A222 Friedrich Schiller, Stuart 2,5), in gute Hände kommen, jmdm. gut sein, wieder gut werden, sei wieder gut, Gegensatz (jmdm. ) böse sein; auch mit jmdm. gut sein, stehen, gegen jmdn. gut sein; abgeblaßt ›gefällig, nett‹: sei so gut, hol mir meine Jacke;
6 ⇓ "S209" Sprechhandlungspartikel ›Sprecher akzeptiert (mehr oder weniger widerwillig, trotz gewisser Bedenken) einen Vorschlag, eine Entschuldigung, einen Sachverhalt usw.‹: gut, es sey so geschehen (L305 Christoph Ernst Steinbach 1734); »Gut, ich bin es zufrieden«, erwiderte van der Straten (A060 Theodor Fontane, L'Adultera 2,52); gut, sollen sie mich weiter boykottieren (A018 Heinrich Böll, Gruppenbild 303); ›Gut‹, dachte Hans Castorp, ›Schön‹, dachte er. Und sogar etwas wie ›Bitte sehr!‹ fügte er innerlich hinzu(Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 599); Gut, sagte ich, ich schreibe den Artikel (U.A313 Uwe Timm, Johannisnacht 9); auch reduplizierend (L169 Matthias Kramer 1702): Walter Nach den gesetzlichen Formalitäten, / Wie er in Huisum üblich ist, zu halten? Adam Gut, gut Ich werd' Euch zu bedienen wissen (H.v.A160 Heinrich von Kleist, Zerbrochener Krug 7.Auftritt); hierher auch akzeptierendes nun gut: Eine Wette? Nun gut, so schlagt sie vor (A075 Johann Wolfgang von Goethe, 13.1,234); Nun gut, nun kennen wir den Krug(H.v.A160 Heinrich von Kleist, Zerbrochener Krug 7.Auftritt); ebenso also gut (↑ "also"), na gut (↑ "na"); veraltet auch gut denn: »Gut denn,« rief der Kapellmeister wie in resignierter Verzweiflung, »gut denn, so gib ihr Opium … « (E.T.A.A127 Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, Sanctus 8,82); mit dem Sinn eines (eiligen) Zugeständnisses schon gut: schon gut! schon gut! dergleichen schwüre sind nichts werth (Kotzebue; L059 DWb); Ja, ja. schon gut (B.A249 Botho Strauß, Kalldewey 58);
7 ⇓ "S185" Rückmeldepartikel ›Hörer zeigt an, daß er verstanden hat (eventuell auch das Gesagte akzeptiert) und nun Bescheid weiß‹, synonym ↑ "aha": Adam Habt Ihr das Protokoll da in Bereitschaft? Licht Vollkommen. Adam Gut. Licht Und brech' ein eignes Blatt mir, / Begierig, was darauf zu stehen kommt. Adam Ein eignes Blatt? Auch gut (H.v.A160 Heinrich von Kleist, Zerbrochener Krug 9. Auftritt); »Gut, fahren Sie fort!« befahl Peeperkorn leise (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 855);
8 ⇓ "S079" Gliederungspartikel, satz- bzw. äußerungseinleitend ›Sprecher akzeptiert das von seinem Gesprächspartner bis hierher Gesagte und führt den Gedanken fort bzw. übernimmt das Rederecht‹: Herr v. Vincke meinte, wir seien noch keine Nation, wir sollten erst eine werden. Gut, durch dieses sein Organ in Frankfurt will das Volk eine Nation werden (1848 A242 Stenographischer Bericht147); »Selbstverständlich! Sie traten in der Dämmerung ein und machten Licht, ich weiß es wie heute… « »Gut, damals kamen wir im Plaudern, wie es gottlob des öfteren geschieht, auf höhere Gegenstände« (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 576). F.Schmidt, Zur Geschichte des Wortes gut (1898).
Gutachten (1515; L059 DWb) Zusammenrückung von (für) gut achten (L046 DRWb4,1316), zunächst ›gute Meinung, Gutdünken‹; seit dem 17. Jahrhundert ›Urteil eines Sachverständigen‹, auf die schriftliche Fassung bezogen, entsprechend franz. mémoire;
Gutdünken ›persönliches Ermessen‹, spätmittelhochdeutsch zusammengerückt aus ez dunket mich guot;
Guthaben ›Bonus an Geld‹ (um 1800);
gutheißen ›billigen‹ (16. Jahrhundert);
gutmütig ›verträglich, angenehm‹ (15. Jahrhundert);
Gutschein Verdeutschung für Bon (19. Jahrhundert);
gutwillig (ahd. ) ›guten Willen zeigend, entgegenkommend‹.
Gut substantiviertes Neutrum des Adjektivs (wie "Übel", "Leid", "Recht");
1 ursprünglich hat es einen so allgemeinen Sinn wie dieses, jetzt nur noch in bestimmten Verbindungen, in denen man sich der substantivischen Natur nicht recht bewußt ist und deshalb keinen großen Anfangsbuchstaben anzuwenden pflegt: zugute kommen; ähnlich sie [die Obrigkeit] ist Gottes Dienerin dir zu gut(Luther), so geschiehet es euch zu gut (Luther); sich etwas zugute tun (wie eine Güte), sich etwas (auf etwas) zugute tun (›stolz auf etwas sein‹, eigentlich wohl auch ›sich etwas Besonderes für etwas leisten‹); jmdm. etwas zugute schreiben (jetzt nur noch: gutschreiben) kaufmannssprachlich, auch übertragen: Herz und Geist des Lesers wird ihm dieses zu gute schreiben (Goethe); im kaufmannssprachlichen Sinn schließen sich daran seltenere Wendungen: das, was mir noch zu Gute kommt [›was mir zu gute geschrieben ist‹], bitte mir gelegentlich anher zu senden (Goethe, Briefe), was mir sonst zu Gute bleibt, lasse ich stehen (ebenda), derjenigen Summe, die uns zu Gute noch bei Hagen liegt (ebenda); jmdm. etwas zugute halten ›nicht übel nehmen‹; zuweilen jmdm. etwas zugute geben wie zum Besten (Thümmel); sich zu gute geben ›sich beruhigen‹ (Eichendorff), man wollte den empörten Amtmann zu Gute sprechen (Tieck) ›begütigen‹;
2 speziell ›Besitztum‹ (mhd. ), formelhafte Verbindungen Gut und Blut, Geld und Gut, Hab und Gut, dazu begütert; auch in Verbindung mit Gesundheit, Zufriedenheit, Tugend, irdische (weltliche), himmlische Güter, höchstes Gut in theologischem oder philosophischen Sinn wörtliche Übersetzung von lat. summum bonum, ähnlich umgangssprachlich das liebe Gut ›Brot‹, ›gewöhnliche Nahrung‹; oberdeutsch das hochwürdigste Gut ›konsekrierte Hostie‹; kurz für Landgut, vgl. "Rittergut", Bauerngut, Schulzengut, Freigut, Hofgut, Stammgut, Lehengut, Gutsbesitzer, Gutsherr, Gutsherrschaft, Gutspächter, Gutsverwalter, Gutsbezirk; dazu Gütler;
3 seit dem Mittelhochdeutschen kollektivierend ›Gegenstände, die zum Transport verladen werden‹, dazu als Suffixoid Eilgut, Frachtgut, Passagiergut, Güterwagen, Güterzug, Güterschuppen, Güterbahnhof, Güterbestätter (süddt. ›Spediteur‹);
4 fachsprachlich ›bearbeitetes Material‹, daher "Steingut", Glockengut.
2 ›günstig, nützlich, angenehm‹, für gewisse Personen: es ist (für uns, für ihn) gut, daß er gestorben ist; dem wäre besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehänget würde; das bekommt dir gut; mit Rücksicht auf Bedürfnis und Empfindung jedes normalen Menschen: gutes Wetter, gute Jahreszeit, Laune, Gesundheit, guter Geschmack, gute Meinung, Gelegenheit, guter Ruf usw.; es scheint mir gut, ich halte es für gut usw., s.unten "Gutachten", "Gutdünken"; hier ist gut sein, mit großen Herren ist nicht gut Kirschen essen; es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; gut schmecken, essen, lebenusw., es geht (jmdm. ) gut, sie ist gut weggekommen, der Weizen ist gut, sie ist gut daran, sie hat es gut; in Gruß- und Wunschformeln guten Tag / guten Abend / gute Nacht! (L169 Matthias Kramer), guten Appetit!, mach's gut!; speziell im Sinne von ›leicht‹: du hast gut schenken/ reden; etwas gut behalten, gut zu Fuß sein; abgeblaßt etwas jmdm. nicht gut sagen können; im Sinne von ›ausgleichen‹, ›sich erkenntlich zeigen‹ etwas (wieder) gut machen; im Sinne von ›billigen‹ "gutheißen" (s. unten); etwas gut sein lassen; ›sich mit etwas zufriedengeben‹, oft imperativisch im Sinne von ›es ist genug, du solltest aufhören‹: Laß es jetzt gut sein, Seni. Komm herab (A222 Friedrich Schiller, Wallensteins Tod 1,1); quantitativ
3 ›umfangreich, genügend‹: gut besucht, in Wendungen es ist gut, schon gut, und damit gut, kurz und gut (16. Jahrhundert; L059 DWb), ↑ "kurz", fest in der Verbindung des Guten zuviel ›übertrieben‹; im Sinne von ›reichlich‹: gute Meile, Stunde, gutes Stück, Teil, gut messen, wiegen, ⇓ "S007" gut und gerne; bei jmdm. 100 Mark guthaben ›zu fordern haben‹, dazu substantivisch (s. unten) ein "Guthaben" (von 100 Mark); auch jmdm. etwas gutschreiben (wie zugute); so gut wie abgeblaßt ›beinahe‹: er ist so gut wie bankrott; auf Personen und deren Handlungen bezogen
4 ›moralisch, sittlich einwandfrei‹: Edel sei der Mensch, hilfreich und gutals geflügeltes Wort (⇓ "S074" A075 Johann Wolfgang von Goethe, Das Göttliche), Keine grössere Macht fand Zarathustra auf Erden, als gut und böse (A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 74), Der gute Mensch von Sezuan (B.A024 Bertolt Brecht 1940), Gegensatz "böse", "schlecht", er hat ein gutes Herz, gutherzig, "gutmütig" (s. unten), sie meint es gut, ein gutgemeinter Vorschlag, in guter Absicht; mit Anflug von (mitleidiger) Geringschätzung der gute Mensch hat das wirklich geglaubt, so häufig substantivisch Hilde, die Gute; wie "schade": Du bist mir zu gut für diese Verrichtung (L003 Johann Christoph Adelung 1775), häufig tadelnd: dafür ist er sich zu gut; ironisch, wenn jemand eine Situation oder einen Sachverhalt nicht richtig einschätzt: Sie sind gut… das nennen Sie Liederlichkeit! (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 222); häufig substantivisch in der Dreiheit mit "wahr" und "schön": Fertigkeit des Verstandes, das wahre, gute und schöne richtig zu empfinden (J. U.v.König, Untersuchung von dem guten Geschmack in der Dicht- und Redekunst, 1727,405); Indessen schritt sein [Schillers] Geist gewaltig fort / In's Ewige des Wahren, Guten, Schönen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, 16,166,30); auf Neigung zu einzelnen Personen bezogen
5 ›freundschaftlich‹: gute Freunde, mein guter Engel (A222 Friedrich Schiller, Stuart 2,5), in gute Hände kommen, jmdm. gut sein, wieder gut werden, sei wieder gut, Gegensatz (jmdm. ) böse sein; auch mit jmdm. gut sein, stehen, gegen jmdn. gut sein; abgeblaßt ›gefällig, nett‹: sei so gut, hol mir meine Jacke;
6 ⇓ "S209" Sprechhandlungspartikel ›Sprecher akzeptiert (mehr oder weniger widerwillig, trotz gewisser Bedenken) einen Vorschlag, eine Entschuldigung, einen Sachverhalt usw.‹: gut, es sey so geschehen (L305 Christoph Ernst Steinbach 1734); »Gut, ich bin es zufrieden«, erwiderte van der Straten (A060 Theodor Fontane, L'Adultera 2,52); gut, sollen sie mich weiter boykottieren (A018 Heinrich Böll, Gruppenbild 303); ›Gut‹, dachte Hans Castorp, ›Schön‹, dachte er. Und sogar etwas wie ›Bitte sehr!‹ fügte er innerlich hinzu(Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 599); Gut, sagte ich, ich schreibe den Artikel (U.A313 Uwe Timm, Johannisnacht 9); auch reduplizierend (L169 Matthias Kramer 1702): Walter Nach den gesetzlichen Formalitäten, / Wie er in Huisum üblich ist, zu halten? Adam Gut, gut Ich werd' Euch zu bedienen wissen (H.v.A160 Heinrich von Kleist, Zerbrochener Krug 7.Auftritt); hierher auch akzeptierendes nun gut: Eine Wette? Nun gut, so schlagt sie vor (A075 Johann Wolfgang von Goethe, 13.1,234); Nun gut, nun kennen wir den Krug(H.v.A160 Heinrich von Kleist, Zerbrochener Krug 7.Auftritt); ebenso also gut (↑ "also"), na gut (↑ "na"); veraltet auch gut denn: »Gut denn,« rief der Kapellmeister wie in resignierter Verzweiflung, »gut denn, so gib ihr Opium … « (E.T.A.A127 Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, Sanctus 8,82); mit dem Sinn eines (eiligen) Zugeständnisses schon gut: schon gut! schon gut! dergleichen schwüre sind nichts werth (Kotzebue; L059 DWb); Ja, ja. schon gut (B.A249 Botho Strauß, Kalldewey 58);
7 ⇓ "S185" Rückmeldepartikel ›Hörer zeigt an, daß er verstanden hat (eventuell auch das Gesagte akzeptiert) und nun Bescheid weiß‹, synonym ↑ "aha": Adam Habt Ihr das Protokoll da in Bereitschaft? Licht Vollkommen. Adam Gut. Licht Und brech' ein eignes Blatt mir, / Begierig, was darauf zu stehen kommt. Adam Ein eignes Blatt? Auch gut (H.v.A160 Heinrich von Kleist, Zerbrochener Krug 9. Auftritt); »Gut, fahren Sie fort!« befahl Peeperkorn leise (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 855);
8 ⇓ "S079" Gliederungspartikel, satz- bzw. äußerungseinleitend ›Sprecher akzeptiert das von seinem Gesprächspartner bis hierher Gesagte und führt den Gedanken fort bzw. übernimmt das Rederecht‹: Herr v. Vincke meinte, wir seien noch keine Nation, wir sollten erst eine werden. Gut, durch dieses sein Organ in Frankfurt will das Volk eine Nation werden (1848 A242 Stenographischer Bericht147); »Selbstverständlich! Sie traten in der Dämmerung ein und machten Licht, ich weiß es wie heute… « »Gut, damals kamen wir im Plaudern, wie es gottlob des öfteren geschieht, auf höhere Gegenstände« (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 576). F.Schmidt, Zur Geschichte des Wortes gut (1898).
Gutachten (1515; L059 DWb) Zusammenrückung von (für) gut achten (L046 DRWb4,1316), zunächst ›gute Meinung, Gutdünken‹; seit dem 17. Jahrhundert ›Urteil eines Sachverständigen‹, auf die schriftliche Fassung bezogen, entsprechend franz. mémoire;
Gutdünken ›persönliches Ermessen‹, spätmittelhochdeutsch zusammengerückt aus ez dunket mich guot;
Guthaben ›Bonus an Geld‹ (um 1800);
gutheißen ›billigen‹ (16. Jahrhundert);
gutmütig ›verträglich, angenehm‹ (15. Jahrhundert);
Gutschein Verdeutschung für Bon (19. Jahrhundert);
gutwillig (ahd. ) ›guten Willen zeigend, entgegenkommend‹.
Gut substantiviertes Neutrum des Adjektivs (wie "Übel", "Leid", "Recht");
1 ursprünglich hat es einen so allgemeinen Sinn wie dieses, jetzt nur noch in bestimmten Verbindungen, in denen man sich der substantivischen Natur nicht recht bewußt ist und deshalb keinen großen Anfangsbuchstaben anzuwenden pflegt: zugute kommen; ähnlich sie [die Obrigkeit] ist Gottes Dienerin dir zu gut(Luther), so geschiehet es euch zu gut (Luther); sich etwas zugute tun (wie eine Güte), sich etwas (auf etwas) zugute tun (›stolz auf etwas sein‹, eigentlich wohl auch ›sich etwas Besonderes für etwas leisten‹); jmdm. etwas zugute schreiben (jetzt nur noch: gutschreiben) kaufmannssprachlich, auch übertragen: Herz und Geist des Lesers wird ihm dieses zu gute schreiben (Goethe); im kaufmannssprachlichen Sinn schließen sich daran seltenere Wendungen: das, was mir noch zu Gute kommt [›was mir zu gute geschrieben ist‹], bitte mir gelegentlich anher zu senden (Goethe, Briefe), was mir sonst zu Gute bleibt, lasse ich stehen (ebenda), derjenigen Summe, die uns zu Gute noch bei Hagen liegt (ebenda); jmdm. etwas zugute halten ›nicht übel nehmen‹; zuweilen jmdm. etwas zugute geben wie zum Besten (Thümmel); sich zu gute geben ›sich beruhigen‹ (Eichendorff), man wollte den empörten Amtmann zu Gute sprechen (Tieck) ›begütigen‹;
2 speziell ›Besitztum‹ (mhd. ), formelhafte Verbindungen Gut und Blut, Geld und Gut, Hab und Gut, dazu begütert; auch in Verbindung mit Gesundheit, Zufriedenheit, Tugend, irdische (weltliche), himmlische Güter, höchstes Gut in theologischem oder philosophischen Sinn wörtliche Übersetzung von lat. summum bonum, ähnlich umgangssprachlich das liebe Gut ›Brot‹, ›gewöhnliche Nahrung‹; oberdeutsch das hochwürdigste Gut ›konsekrierte Hostie‹; kurz für Landgut, vgl. "Rittergut", Bauerngut, Schulzengut, Freigut, Hofgut, Stammgut, Lehengut, Gutsbesitzer, Gutsherr, Gutsherrschaft, Gutspächter, Gutsverwalter, Gutsbezirk; dazu Gütler;
3 seit dem Mittelhochdeutschen kollektivierend ›Gegenstände, die zum Transport verladen werden‹, dazu als Suffixoid Eilgut, Frachtgut, Passagiergut, Güterwagen, Güterzug, Güterschuppen, Güterbahnhof, Güterbestätter (süddt. ›Spediteur‹);
4 fachsprachlich ›bearbeitetes Material‹, daher "Steingut", Glockengut.