Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
grün
ahd. gruoni, mhd. grüene, altgermanisch (engl. green), zu einem Verb gehörig, das ›wachsen‹ (von Pflanzen) bedeutet (mhd. grüejen, engl. grow, dän. gro; ↑ "Grummet");1 als Farbe der noch lebendigen sprossenden Pflanze und ihrer Teile, dazu grüne Ware (1678; L059 DWb) ›frisches Gemüse‹, übertragen auf die Agrarreform der Grüne Plan (1956, dafür seit 1971 Agrarbericht); substantiviert das Grüne, im Grunen spatziren/ ins Grune gehen (L169 Matthias Kramer) im Sinne von ›Natur‹; im Plural seit 1980 Parteibezeichnung Die Grünen als programmatischer Name zum Ausdruck umweltschützender Politik, entsprechend kurz Rot-Grün für deren Koalition mit der SPD (Wort des Jahres 1998), ↑ "rot"; redensartlich auf keinen grünen Zweig kommen›erfolglos bleiben‹ (ursprünglich nicht negiert, 1520; L059 DWb); grüne Erbsen/ Bohnen sind frische im Gegensatz zu getrockneten, danach grüne Fische im Gegensatz zu gesalzenen oder geräucherten (Heringe, Aal grün), grüne Bratwürste (alemann.), grüne Klöße (obersächs.) usw.;
2 als Farbe der unreifen Frucht, so vielfach übertragen ›neu, unerfahren‹ (frühnhd.): unsere Bekanntschaft ist noch grün, aber meine Freundschaft ist zeitig (Schiller), er ist noch zu grün, grüner Junge, Grünschnabel ›naseweiser junger Mensch‹ (18. Jahrhundert), bei G.Keller als Namenperiphrase Der grüne Heinrich; in neuerem Gebrauch als Farbe in der Politik grüner Tisch ›Verhandlungstisch‹ (Freytag; L059 DWb) zumeist abwertend zum Ausdruck von Realitätsferne: vom grünen tisch aus (Bismarck; L059 DWb);
3 als Farbe des Frühlings schon mittelhochdeutsch Symbol der Freude, erst neuhochdeutsch der Hoffnung, nicht vor Opitz (daneben schon im Mittelalter Farbe des Neids, des Teufels, des Gifts); daher wohl auch im Sinne von ›gewogen‹ in
⊚⊚ die grüne Seite ›die angenehme Seite, die linke Herzseite‹ (1548; L320 Trübner), jmdm. nicht grün sein (Luther; L059 DWb);
4 auf die Gesichtsfarbe bezogen als Ausdruck von Krankheit (Konrad von Megenberg; L059 DWb), von Neid, Schreck oder Ärger: es wird mir grün und blau (gelb) vor den Augen, sich grün und blau (gelb) ärgern; im Verkehrswesen
5 bei Ampeln ›freie Fahrt gebendes Licht‹, danach
⊚ jmdm. / für etwas grünes Licht geben ›genehmigen‹ (engl. to give the green light; vgl. G.Wolff, Deutsche Sprachgeschichte, 1986,243). F.Hundsnurscher, in: Poetica 28,75ff.
Gründonnerstag ›Donnerstag der Karwoche‹, mhd. grüene donerstac, später auf die (seit dem 14. Jahrhundert) verbreitete Sitte bezogen, an diesem Tag »grüne Gartengewächse« (L004 Johann Christoph Adelung) zu essen, ursprünglich aber wohl in Anlehnung an die kirchlich-liturgische Bezeichnung dies viridium ›Tag der Grünen‹, weil die Büßer des Aschermittwochs an diesem Tag die Absolution erhielten und wieder grüne Zweige am Weinstock waren (vgl. Lukas 23,31; L059 DWb4.1.6,646);
Grünspan mhd. grüenspan, spangrüen nach mittellat. viride Hispanum ›spanisches Grün‹ (nach der Herkunft des Farbstoffs); ›oxidiertes Kupfer oder Messing, Patina‹.
grünen ahd. gruonen, mhd. gruonen; ›grün sein, werden‹.
2 als Farbe der unreifen Frucht, so vielfach übertragen ›neu, unerfahren‹ (frühnhd.): unsere Bekanntschaft ist noch grün, aber meine Freundschaft ist zeitig (Schiller), er ist noch zu grün, grüner Junge, Grünschnabel ›naseweiser junger Mensch‹ (18. Jahrhundert), bei G.Keller als Namenperiphrase Der grüne Heinrich; in neuerem Gebrauch als Farbe in der Politik grüner Tisch ›Verhandlungstisch‹ (Freytag; L059 DWb) zumeist abwertend zum Ausdruck von Realitätsferne: vom grünen tisch aus (Bismarck; L059 DWb);
3 als Farbe des Frühlings schon mittelhochdeutsch Symbol der Freude, erst neuhochdeutsch der Hoffnung, nicht vor Opitz (daneben schon im Mittelalter Farbe des Neids, des Teufels, des Gifts); daher wohl auch im Sinne von ›gewogen‹ in
⊚⊚ die grüne Seite ›die angenehme Seite, die linke Herzseite‹ (1548; L320 Trübner), jmdm. nicht grün sein (Luther; L059 DWb);
4 auf die Gesichtsfarbe bezogen als Ausdruck von Krankheit (Konrad von Megenberg; L059 DWb), von Neid, Schreck oder Ärger: es wird mir grün und blau (gelb) vor den Augen, sich grün und blau (gelb) ärgern; im Verkehrswesen
5 bei Ampeln ›freie Fahrt gebendes Licht‹, danach
⊚ jmdm. / für etwas grünes Licht geben ›genehmigen‹ (engl. to give the green light; vgl. G.Wolff, Deutsche Sprachgeschichte, 1986,243). F.Hundsnurscher, in: Poetica 28,75ff.
Gründonnerstag ›Donnerstag der Karwoche‹, mhd. grüene donerstac, später auf die (seit dem 14. Jahrhundert) verbreitete Sitte bezogen, an diesem Tag »grüne Gartengewächse« (L004 Johann Christoph Adelung) zu essen, ursprünglich aber wohl in Anlehnung an die kirchlich-liturgische Bezeichnung dies viridium ›Tag der Grünen‹, weil die Büßer des Aschermittwochs an diesem Tag die Absolution erhielten und wieder grüne Zweige am Weinstock waren (vgl. Lukas 23,31; L059 DWb4.1.6,646);
Grünspan mhd. grüenspan, spangrüen nach mittellat. viride Hispanum ›spanisches Grün‹ (nach der Herkunft des Farbstoffs); ›oxidiertes Kupfer oder Messing, Patina‹.
grünen ahd. gruonen, mhd. gruonen; ›grün sein, werden‹.