Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Grazie
1575 Gratie (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), so noch bis zur 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts; ursprünglich ⇓ "S143" mit Bezug auf die griechische Mythologie1 ›Huldgöttin‹: die drey gracie (1652; L059 DWb); seit dem 18. Jahrhundert
2 ›Anmut‹ unter Einfluß von Grace (um 1700 < gleichbedeutend franz. grâce bzw. engl. grace (Shaftesbury) < lat. gratia); kunsttheoretisch ⇓ "S032" bei Winckelmann (1759; seine Form ist Gratie) als Merkmal des schönen Stils: Gratie… bildet sich… und wohnt in den Gebärden und offenbart sich in der Handlung und Bewegung des Körpers;… in dem Wurfe der Kleidung und in dem ganzen Anzuge (A280 Johann Joachim Winckelmann, 220); von A222 Friedrich Schiller dann mit dem Begriff des Unbewußten versehen: Grazie… muß jederzeit Natur, d. i. unwillkührlich seyn (Anmuth und Würde; 20,269), diese Vorstellung von H.v.A160 Heinrich von Kleist fortentwickelt: so findet sich… , wenn die Erkenntnis… durch ein Unendliches gegangen ist, die Grazie wieder ein(Marionettentheater 345); allgemeinsprachlich »Reiz oder Liebreiz« (L032 Joachim Heinrich Campe Erg.), zumal auf Frauen bezogen. ↑ "Anmut".
graziös (1700; L059 DWb) < franz. gracieux ( < lat. gratiosus); zumeist auf die anmutige Bewegung bezogen: einige Bewegungen der Puppen… im Tanz sehr graziös (H.v.A160 Heinrich von Kleist, Marionettentheater 339).
1575 Gratie (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), so noch bis zur 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts; ursprünglich ⇓ "S143" mit Bezug auf die griechische Mythologie1 ›Huldgöttin‹: die drey gracie (1652; L059 DWb); seit dem 18. Jahrhundert
2 ›Anmut‹ unter Einfluß von Grace (um 1700 < gleichbedeutend franz. grâce bzw. engl. grace (Shaftesbury) < lat. gratia); kunsttheoretisch ⇓ "S032" bei Winckelmann (1759; seine Form ist Gratie) als Merkmal des schönen Stils: Gratie… bildet sich… und wohnt in den Gebärden und offenbart sich in der Handlung und Bewegung des Körpers;… in dem Wurfe der Kleidung und in dem ganzen Anzuge (A280 Johann Joachim Winckelmann, 220); von A222 Friedrich Schiller dann mit dem Begriff des Unbewußten versehen: Grazie… muß jederzeit Natur, d. i. unwillkührlich seyn (Anmuth und Würde; 20,269), diese Vorstellung von H.v.A160 Heinrich von Kleist fortentwickelt: so findet sich… , wenn die Erkenntnis… durch ein Unendliches gegangen ist, die Grazie wieder ein(Marionettentheater 345); allgemeinsprachlich »Reiz oder Liebreiz« (L032 Joachim Heinrich Campe Erg.), zumal auf Frauen bezogen. ↑ "Anmut".
graziös (1700; L059 DWb) < franz. gracieux ( < lat. gratiosus); zumeist auf die anmutige Bewegung bezogen: einige Bewegungen der Puppen… im Tanz sehr graziös (H.v.A160 Heinrich von Kleist, Marionettentheater 339).