Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
grausen
ahd. in irgru(wi)son, Weiterbildung zu 2"grauen", ›schaudern, Abscheu (auch Furcht, besonders vor Unheimlichem) empfinden‹, mit Dativ oder Akkusativ: Dem Vater grausets, er reitet geschwind (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Erlkönig); mich graust (es) vor; das Partizip im 18. Jahrhundert häufig in freier Verknüpfung ›Grausen erregend‹: je schwärzer es war, je grausender, ungeheurer (Klopstock); das Lied der Parzen, das sie grausend sangen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Iphigenie 1720); ⇓ "S093" substantiviertGrausen (15. Jahrhundert), Hier wendet sich der Gast mit Grausen (A222 Friedrich Schiller, Der Ring des Polykrates 92); ein Grausen wurde so stark, daß die Gegenstände im Zimmer mit Fledermausflügeln zu flattern schienen (A102 Peter Handke, Brief 61); aus dem Verb ⇓ "S183" rückgebildet
Graus1 (mhd. ), im 18. Jahrhundert nur noch poetisch (vgl. L004 Johann Christoph Adelung): in Nacht und Graus (G.A.Bürger); der nächtliche Graus (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Der getreue Eckart); umgangssprachlich abgeschwächt in Wendungen wie es ist ein Graus; o Graus!. Wortfeld ↑ "Angst".
grausigschaurig, schrecklich‹, geläufig seit dem 18. Jahrhundert, vereinzelt schon spätalthochdeutsch;
grauslich (mhd. ), seit Ende des 18. Jahrhundert häufiger. Das Adjektiv
graus war ⇓ "S139" »modewort in der barockliteratur« (L059 DWb), hält sich dann poetisch (A222 Friedrich Schiller, Der Taucher; 2.1,270), ist heute veraltet.
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