Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
grauen
⇢ "grau"2 ahd. gruen, mhd. gruwen (nur deutsch, urverwandt altslaw. grudu›schauderhaft‹); zumeist unpersönlich mir graut vor ›Angst empfinden, schaudern‹ Heinrich! Mir graut's vor dir (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,4610), auch zur Bezeichnung von Empörung ich weisz, dass Antonin selbst ob der mordthat grau (Gryphius; L059 DWb); abgeblaßt von Unangenehmem grawet jnen… vor der grammatica (1583; L059 DWb); zuweilen reflexiv wenn du vor Blut dich graust (Lessing). Die ältere Rückbildung Grau Mask. ›Schrecken‹, vereinzelt noch bei Grillparzer (L059 DWb), wird seit dem 16. Jahrhundert abgelöst durch den substantivierten Infinitiv
Grauen,
1 frühneuhochdeutsch (Luther) auch ›Ekel, Widerwille (gegen Speisen)‹, ähnlich ↑ "Greuel"(1.2), vgl. noch Der Männer Auge schon, das mich begehrt, / Ist mir ein Grauen und Entheiligung (A222 Friedrich Schiller, Jungfrau 3,4);
2 seit dem 18. Jahrhundert gewöhnlich »die überwältigende, oft ein physisches erschaudern und eine lähmung der körperlichen und geistigen kräfte bewirkende furcht, die die intensität des entsetzens erreichen kann« (L059 DWb): das grauen das unheimliche mehr ahnt als sieht, aber gerade deshalb von ihm mit mächtigerem griffe gepackt wird (E.Jünger; L059 DWb); Das naßkalte Grauen vor diesem Gespenst aus der Unterwelt wird ihnen hochkommen (A019 Wolfgang Borchert, Draußen 132);
3 abgeschwächt auch für ein wohlig prickelndes Gefühl (vgl. "Grusel": ein leises grauen schleicht um unsre brust, / doch stört es nicht, erhöht nur unsre lust (Wieland; L059 DWb); von einem süßen Grauen und einer tiefen, glücklichen Bangigkeit erfüllt (Hesse; L337 WdG). ⇓ "S075" Wortfeld ↑ "Angst". Zu Grauen(2) seit Anfang des 18. Jahrhunderts
grauenvoll und
grauenhaft, letzteres stärker subjektiv wertend und inzwischen auch negativ steigernd: grauenhaft langweilig.
grausam mhd. gru(we)sam, aus Grauen abgeleitet;
1 ursprünglich ›grauenerregend‹, so noch häufig bei Luther: aus der grausamen Grube, sein grausam Rüstung; auch später: sein grausames Ende (Lessing), ein grausam Wetter (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Claudine 1177);
2 die heutige Bedeutung ›unbarmherzig, gnadenlos‹ (von Personen) auch schon bei Luther; den Übergang zeigen Verbindungen wie grausame Marter, Strafe;
3 schließlich ⇓ "S229" verstärkend ›fürchterlich‹: den ganzen grausamen Reichtum(Schiller), grausam liederlich (H. v.Kleist);
Grausamkeit (15. Jahrhundert), auch für Konkretes: Grausamkeiten begehen.
Grauen,
1 frühneuhochdeutsch (Luther) auch ›Ekel, Widerwille (gegen Speisen)‹, ähnlich ↑ "Greuel"(1.2), vgl. noch Der Männer Auge schon, das mich begehrt, / Ist mir ein Grauen und Entheiligung (A222 Friedrich Schiller, Jungfrau 3,4);
2 seit dem 18. Jahrhundert gewöhnlich »die überwältigende, oft ein physisches erschaudern und eine lähmung der körperlichen und geistigen kräfte bewirkende furcht, die die intensität des entsetzens erreichen kann« (L059 DWb): das grauen das unheimliche mehr ahnt als sieht, aber gerade deshalb von ihm mit mächtigerem griffe gepackt wird (E.Jünger; L059 DWb); Das naßkalte Grauen vor diesem Gespenst aus der Unterwelt wird ihnen hochkommen (A019 Wolfgang Borchert, Draußen 132);
3 abgeschwächt auch für ein wohlig prickelndes Gefühl (vgl. "Grusel": ein leises grauen schleicht um unsre brust, / doch stört es nicht, erhöht nur unsre lust (Wieland; L059 DWb); von einem süßen Grauen und einer tiefen, glücklichen Bangigkeit erfüllt (Hesse; L337 WdG). ⇓ "S075" Wortfeld ↑ "Angst". Zu Grauen(2) seit Anfang des 18. Jahrhunderts
grauenvoll und
grauenhaft, letzteres stärker subjektiv wertend und inzwischen auch negativ steigernd: grauenhaft langweilig.
grausam mhd. gru(we)sam, aus Grauen abgeleitet;
1 ursprünglich ›grauenerregend‹, so noch häufig bei Luther: aus der grausamen Grube, sein grausam Rüstung; auch später: sein grausames Ende (Lessing), ein grausam Wetter (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Claudine 1177);
2 die heutige Bedeutung ›unbarmherzig, gnadenlos‹ (von Personen) auch schon bei Luther; den Übergang zeigen Verbindungen wie grausame Marter, Strafe;
3 schließlich ⇓ "S229" verstärkend ›fürchterlich‹: den ganzen grausamen Reichtum(Schiller), grausam liederlich (H. v.Kleist);
Grausamkeit (15. Jahrhundert), auch für Konkretes: Grausamkeiten begehen.