Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
gotisch
(1536; L059 DWb) Entlehnung aus mittellat. gothicus; zunächst1 auf das Volk und die Sprache der Goten bezogen, gotisch oder die alte sprache des vermeinten Ulfilas (Lessing; L059 DWb); wir überschauen den edeln reichthum des gothischen wortvorraths… doch so daß uns die regeln der formen… offenbar werden (J.L095 Jacob Grimm, Dt. Grammatik 31840,2); ungenau auch ›germanisch‹: [die von Rask] sogenannten gotischen, d. h. germanischen Sprachen (H.Paul, Grundriss der germanischen Philologie, 1891,79);
2 im 18. Jahrhundert Lehnbedeutung nach franz. gothique, ital. gotico, engl. gothic unter der Herrschaft des Klassizismus verächtlich ›mittelalterlich verworren, dunkel‹ ein kindischer, gotischer, mönchischer Witz (Lessing), die gotische Vermischung von Komischem mit Tragischem (Schiller); ⇓ "S028" Goethe hat das Wort durch seinen Aufsatz ›Von deutscher Baukunst‹ (1772) mit Bezug auf das Straßburger Münster umgewertet, so von den vom Mittelalter begeisterten Romantikern aufgenommen und Mitte des 19. Jahrhunderts zur ⇓ "S061" Stil- und Epochenbezeichnung geworden; vgl. A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I, Eingangsszene: Der Tragödie erster Teil. Nacht. In einem hochgewölbten engen gothischen Zimmer; dazu auch gotische Schrift für die Frakturschrift (18. Jahrhundert); zu gotisch(2)
Gotik (18. Jahrhundert Oeser; L059 DWb).
(1536; L059 DWb) Entlehnung aus mittellat. gothicus; zunächst1 auf das Volk und die Sprache der Goten bezogen, gotisch oder die alte sprache des vermeinten Ulfilas (Lessing; L059 DWb); wir überschauen den edeln reichthum des gothischen wortvorraths… doch so daß uns die regeln der formen… offenbar werden (J.L095 Jacob Grimm, Dt. Grammatik 31840,2); ungenau auch ›germanisch‹: [die von Rask] sogenannten gotischen, d. h. germanischen Sprachen (H.Paul, Grundriss der germanischen Philologie, 1891,79);
2 im 18. Jahrhundert Lehnbedeutung nach franz. gothique, ital. gotico, engl. gothic unter der Herrschaft des Klassizismus verächtlich ›mittelalterlich verworren, dunkel‹ ein kindischer, gotischer, mönchischer Witz (Lessing), die gotische Vermischung von Komischem mit Tragischem (Schiller); ⇓ "S028" Goethe hat das Wort durch seinen Aufsatz ›Von deutscher Baukunst‹ (1772) mit Bezug auf das Straßburger Münster umgewertet, so von den vom Mittelalter begeisterten Romantikern aufgenommen und Mitte des 19. Jahrhunderts zur ⇓ "S061" Stil- und Epochenbezeichnung geworden; vgl. A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I, Eingangsszene: Der Tragödie erster Teil. Nacht. In einem hochgewölbten engen gothischen Zimmer; dazu auch gotische Schrift für die Frakturschrift (18. Jahrhundert); zu gotisch(2)
Gotik (18. Jahrhundert Oeser; L059 DWb).