Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
gönnen
mhd. gunnen, günnen (↑ "Gunst"); ⇓ "S242" verdunkelte Zusammensetzung ahd. gi-unnan, das einfache "Wort" gemeingermanisch; ursprünglich Präteritopräsens, jetzt regelmäßiges schwaches Verb; ›zugestehen‹, ursprünglich auch1 in materieller Hinsicht ›gestatten, gewähren‹ wie heute "vergönnen"; Reste mit Aufgabe des Begriffs des Besitzwechsels: gönne mir / das ich mich an dir ergetze (A180 Martin Luther, Philemon 20), Gonnt mir doch ihr holden Lippen / Eine kurtze gute Nacht(J.Ch.Günther; L305 Christoph Ernst Steinbach), jmdm. ein Ohr, Auge, einen Blick gönnen seit dem 16. Jahrhundert, so »in der Sprache der gesellschaftlichen Höflichkeit« Gönnen sie uns die Ehre ihrer Gesellschaft (L003 Johann Christoph Adelung 1775); daneben, wie seit dem Frühneuhochdeutschen vorwiegend
2 als Ausdruck einer geistigen Haltung; althochdeutsch zunächst negiert, mit negativ bewertetem Objekt Ich gonne ihm sein Ungluck nicht (L308 Kaspar Stieler) ›er tut mir leid‹, dagegen zum Ausdruck von Niedertracht positiv formuliert mit negativ bewertetem Objekt: einem alles unglück gönnen (1740; L059 DWb), dem gönne ich… einen ordentlichen reinfall (L059 DWb); häufig unpersönlich zum Ausdruck von Wohlwollen es ist ihm wol zu gönnen (L169 Matthias Kramer); auf positiv bewertete Objekte bezogen negiert zur Bezeichnung von Neid (ahd. / mhd. vereinzelt) einem etwas nicht gönnen (L169 Matthias Kramer), den triumph… gönnte er einem solchen feinde nicht (1865; L059 DWb); unpersönlich im Partizip Prät. , seit dem Frühneuhochdeutschen passivisch es ist ihm gegönnt, wenn es uns nur gegönnt ist (L305 Christoph Ernst Steinbach); seit Anfang des 19. Jahrhunderts voluntativ es sei (möge) dir gegönnt (sein); reflexiv, negiert häufig zum Ausdruck von Geiz: Es ist kein schendlicher ding / Denn das einer jm selbs nichts guts gönnet (A180 Martin Luther, Sirach 14,6), seit dem 18. Jahrhundert in den typischen Verbindungen sich Ruhe, Erholung gönnen, heute häufig scherzhaft entschuldigend auf verschwenderische Lebensart bezogen man gönnt sich ja sonst nichts.
Gönner mhd. gunner, günner zu gönnen(1); ursprünglich
1(guter) Freund‹, vereinzelt bis ins 19. Jahrhundert, erhalten in der festen Verbindung Freund und Gönner (15. Jahrhundert; L059 DWb) bzw. abgeblaßt ›Liebhaber‹: ich bin… ein gönner der edlen tonkunst (Chamisso; L059 DWb); dann seit dem 18. Jahrhundert v. a.
2 »eine Person, die unser Glück aus Wohlwollen befördert« (L003 Johann Christoph Adelung 1775) im Sinne von ›Wohltäter‹, speziell (v. a. auf Kunst und Wissenschaft bezogen) ›Mäzen‹, auf einzelne Personen bezogen ›Förderer‹: war sein enthusiastischer gönner nicht imstande, ihm… eine zulage zu verschaffen (1790; L059 DWb), dazu Gönnerschaft (Ad. 1796).
Gönnermiene zur Bezeichnung hochmütiger Herablassung: mit… einer wahrhaften Gönnermiene(A075 Johann Wolfgang von Goethe, I,26,168), ebenso gönnerhaft (1785; L059 DWb).
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