Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
glatt
altgermanisch (verwandt lat. glaber, altslaw. gladuku ›glatt‹), Komparativ glatter, glätter; althochdeutsch/ mittelhochdeutsch auch ›glänzend‹, altenglisch und altnordisch, weiterentwickelt zu engl., dän., schwed. glad ›fröhlich‹;1eben‹; Gegensätze, {{link}}faltig{{/link}}: glatt angesicht (L200 Josua Maaler), behaart: Ein glattes Kinn (L003 Johann Christoph Adelung 1775), "rauh": es ist auf dem eyse glatt (1534; L059 DWb), übertragen glattes Parkettgesellschaftliche Gewandtheit erfordernd‹, "lockig": glatt oder lang haar (L200 Josua Maaler); übertragen
2 mit verschiedenen Vergleichsmotiven,
2.1 mit dem Begriff des Widerstandslosen ›ohne Schwierigkeit‹ (frühnhd.): glatt von statt gangen (1558; L059 DWb), früheres 20. Jahrhundert im Flugwesen glatte Landung (L059 DWb), auf das Verhältnis zwischen Menschen bezogen
mit jmdm. glatt seinkeine Ansprüche und Verpflichtungen haben‹ (L387 Rhein.Wb.); im Sinne von ›schmeicheln, heuchelnglatte vnnd sanffte wort reden (L200 Josua Maaler), im Sinn eines Wesenszuges ›gewandt‹ (frühnhd.), zumeist abwertend so sind sie mir zu glatt (1871; L059 DWb); quantitativ gedeutet und adverbial gebraucht
2.2völligetwas glatt abschlagen (16. Jahrhundert; L059 DWb), attributiv seit dem 18. Jahrhundert eine glatte Lüge (L320 Trübner); das ist glatt gelogen, das habe ich glatt vergessen, »in jüngerer umgangssprache« das hab ich ihm glatt ›direkt‹ ins gesicht gesagt (L059 DWb); auf Zahlen bezogen ›ohne Rest‹: mit sieben dividiert glatt aufging(Fontane; L059 DWb), ›ohne Abstricheine glatte Eins; temporal
2.3kurzerhandhob ihn glatt aus dem sattel (1801; L059 DWb).
Glätte mhd. glete; glatt entsprechend; übertragen seit dem 19. Jahrhundert reich belegt und bei L004 Johann Christoph Adelung und L033 Joachim Heinrich Campe noch nicht gebucht; auf den sprachlichen Ausdruck bezogen wie 1"Schliff": der mangel stylistischer glätte und abrundung (1801; L059 DWb); als Wesenszug glätte, leichtigkeit und leichtfertigkeit(Arndt; L059 DWb);
glätten 1482 gletten (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt); konkret handwerklich ›schleifen, hobeln‹; allgemeiner, literarisch zumeist reflexiv zum spiegel… / glätten die wogen sich (Hebbel; L059 DWb), übertragen ›beruhigen‹; schweiz. ›bügeln‹ (vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–10; daher auch ⇓ "S195" schweiz. GlätteisenBügeleisen‹); ⇑ "Bügeleisen", "bügeln".
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