Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Gift
(ahd. ) gemeingermanische Bildung zu ↑ "geben", ursprünglich Femininum;1Gabe‹ (wie noch engl. gift), so noch vereinzelt in neuerer Zeit, z. B. bei A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust II,10927 des Kaisers Wort ist groß und sichert jede Gift; das ist Gottes wahre Gift, wenn die Blüte zur Blüte trifft (A075 Johann Wolfgang von Goethe, 4,170,9); Rechtsformel Gift und Gabe (13. Jahrhundert; L046 DRWb4,879) bis ins 19. Jahrhundert, allgemein in "Mitgift"; daneben in heutiger Bedeutung
2Tod oder Krankheit bewirkende Substanz‹ als ⇓ "S064" verhüllende Spezialisierung wohl ⇓ "S024" Lehnbedeutung nach dem ebenfalls euphemistischen griech.-spätlat. dosis (für lat. venenum ›Gifttrank‹), ⇑ "Dosis", "vergeben"; frühneuhochdeutsch noch Femininum, später Neutrum, zuweilen Maskulinum: ich habe selbst den Gift an Tausende gegeben (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,1053); sich mit gifft todten (L105 Georg Henisch), Gift mischen (L169 Matthias Kramer), umgangssprachlich da kannst du Gift drauf nehmen(1856 G.Keller; L059 DWb) ›das ist ganz sicher‹; übertragen ›ZornGift speien,"S007" Gift und Galle (vgl. A180 Martin Luther, 5.Mose 32,33 und Hiob 20,16); daneben
etwas ist Gift für jmdn. sehr schädlich, abträglich‹, übertragen Ein junges Weib… gifft für einen alten Mann (L105 Georg Henisch); häufig im Vergleich für moralisch Verwerfliches (frühnhd.) Wollust… ein süßes Gift (L169 Matthias Kramer).
Giftgas (um 1915; L059 DWb) militärisches Kampfmittel;
giften (ahd. ), Gift folgend ursprünglich ›geben‹; frühneuhochdeutsch zu Gift(2) wie heute nur ↑ "vergiften"; daneben übertragen ohne Objekt ›zürnen, keifen‹: dein gifften… dein geschrei (15. Jahrhundert; L059 DWb), seit frühem 19. Jahrhundert auch transitiv bzw. reflexiv ›ärgern‹;
giftig mhd. giftic; so konnte es nicht länger widerstehen… und nahm die giftige Hälfte [des Apfels] (Brüder A087 Jacob und Wilhelm Grimm, Sneewittchen); übertragen ›boshaftgiftige Worte (A180 Martin Luther, Psalm 64,4); zuweilen mit einem Dativ ›ärgerlich, zuwiderdie Bestie ist dem Hauptmann immer giftig gewesen (Schiller); im Sportjargon für aggressive Einstellung.
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