Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Gewehr
Neutr. (früher auch Fem. , vgl. einfaches 1"Wehr"), ahd. giwer Neutr. , -giwerri Fem. , mhd. gewer Neutr. Fem. , zu "wehren". ⇓ "S155"1"S029" Die ursprüngliche allgemeine Bedeutung ›was zur Verteidigung dient‹ ist frühzeitig eingeschränkt auf die Bedeutung ›Verteidigungswaffen‹. Auch die Vorstellung, daß Waffen nur zur Verteidigung und nicht auch zum Angriff dienen, ist früh geschwunden. Ferner ist statt des ursprünglich kollektiven Sinns der Bezug auf eine einzelne Waffe eingetreten. So, also für jede Art Waffe, ist Gewehrnoch bis ins 18. Jahrhundert üblich, vgl. ein großer Napf dient ihm zugleich als Schild und als Gewehr (Wieland), alles wird Gewehr in ihrer Hand(Schiller), dies tötliche Gewehr (von einem Dolch) (Lessing), mit dem Schaft des Mordgewehres (des Speers) (Schiller). Die allgemeine Bedeutung liegt auch Verbindungen zugrunde wie ins Gewehr treten, rufen, die aber jetzt an
2 die jüngste Entwicklungsstufe der Bedeutung angelehnt werden, wonach speziell ›Handfeuerwaffe (mit langem Lauf)Jagdgewehr, Luftgewehr, Schnellfeuergewehr, Maschinengewehr (um 1908; L320 Trübner) gebraucht wird (mit Ausschluß des Geschützes, zu dem aber der Gegensatz früher öfter noch durch das Beiwort kleinhervorgehoben wurde). Doch war in der Militärsprache bis zum 2.Weltkrieg noch gebräuchlich Seitengewehr (1616; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), älter Seitenwehr (1562; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), zunächst ›Degen, Säbel‹ als an der Seite getragene Waffe im Gegensatz zu Schultergewehr, früher auch üblich Stechgewehr, Stoßgewehr u. a., seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (1886; L109 Moriz Heyne) speziell ›Bajonett‹. Kollektive Bedeutung findet sich noch zuweilen, vgl. seit der Zeit laß ich alles Gewehr ungeladen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Werther 19,65,2), das Feuer des kleinen Gewehrs (Goethe, Briefe). Redensartlich Gewehr bei Fuß (›aufmerksam, einsatzbereit‹) stehen/ warten.
3 In der ⇓ "S100" Jägersprache wird Gewehr für die Zähne und Klauen von Raubtieren, namentlich für die Hauzähne des Wildschweins gebraucht (1719; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), eine Verwendung, die auf die ursprüngliche Bedeutung zurückgeht.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Gewehr