Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
gewärtig
mhd. gewertec, zu untergegangenem ahd. giwarten, mhd. und nhd. gewarten ›schauend beobachten‹, ›sich bereithalten‹, nur in unflektierter Form üblich.1 Zu "warten"(3) mit Genitiv: gewärtig jedes Winks (Schiller); mit reflexivem Dativ daneben: ich war mir eines so frühen Besuches nicht gewärtig (Lessing); auch mit Akkusativ: Daß ich nun verarmt, mein Leben / Nur von dir gewärtig bin (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Divan VIII, Hatem); außerdem mit zu und Infinitiv oder einem abhängigen Satz: wenn du nicht gewärtig sein wolltest, mit Wasser und Brot traktiert zu werden (Schiller).
2 Zu "warten"(5) im Sinne von ›zu Befehl stehend‹, heute veraltet, seiner Majestät in allen billigen und unbilligen Dingen gehorsam und gewärtig sein (Wieland), ein Mädchen, die ihm deswegen doch hold und gewärtig ist (Goethe).
gewärtigen 16. Jahrhundert (1540; L320 Trübner), gehoben, zu gewärtig(1), mit Akkusativ: er gewärtige jeden Tag den Gant(›Konkurs‹) (G.Keller); statt des Akkusativs kann ein daß-Satz oder zu mit Infinitiv stehen: zu gewärtigen, daß Gewalt gegen sie gebraucht würde (Brüder A087 Jacob und Wilhelm Grimm, Die drei Glückskinder), dessen Freundschaft er völlig zu verlieren gewärtigen mußte(Moritz); am üblichsten ist zu gewärtigen haben und es ist zu gewärtigen: Als wär' von Christen nur… Die Liebe zu gewärtigen (A177 Gotthold Ephraim Lessing, Nathan 2,1). Neben dem Akkusativ erscheint ein reflexiver Dativ: Was könnte ich mir für eine Antwort gewärtigen (Lessing), der mochte sich so großes nicht gewärtigen (Rückert). Aber auch reflexiver Akkusativ statt des Dativs, und Genitiv statt des Akkusativs kommt vor: in einigen Wochen konnte ich mich von dorther der völligen Erklärung gewärtigen (Lessing), ein Volk, welches sich einer heiter gebildeten Umgebung gewärtigte(Goethe), wer konnte so freudigen Besuches sich gewärt'gen(H. v.Kleist); in den beiden letzten Beispielen könnte allerdings sichauch Dativ sein; reflexiv gewärtigen mit daß-Satz: ich mußte mich gewärtigen, daß… (Goethe).
mhd. gewertec, zu untergegangenem ahd. giwarten, mhd. und nhd. gewarten ›schauend beobachten‹, ›sich bereithalten‹, nur in unflektierter Form üblich.1 Zu "warten"(3) mit Genitiv: gewärtig jedes Winks (Schiller); mit reflexivem Dativ daneben: ich war mir eines so frühen Besuches nicht gewärtig (Lessing); auch mit Akkusativ: Daß ich nun verarmt, mein Leben / Nur von dir gewärtig bin (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Divan VIII, Hatem); außerdem mit zu und Infinitiv oder einem abhängigen Satz: wenn du nicht gewärtig sein wolltest, mit Wasser und Brot traktiert zu werden (Schiller).
2 Zu "warten"(5) im Sinne von ›zu Befehl stehend‹, heute veraltet, seiner Majestät in allen billigen und unbilligen Dingen gehorsam und gewärtig sein (Wieland), ein Mädchen, die ihm deswegen doch hold und gewärtig ist (Goethe).
gewärtigen 16. Jahrhundert (1540; L320 Trübner), gehoben, zu gewärtig(1), mit Akkusativ: er gewärtige jeden Tag den Gant(›Konkurs‹) (G.Keller); statt des Akkusativs kann ein daß-Satz oder zu mit Infinitiv stehen: zu gewärtigen, daß Gewalt gegen sie gebraucht würde (Brüder A087 Jacob und Wilhelm Grimm, Die drei Glückskinder), dessen Freundschaft er völlig zu verlieren gewärtigen mußte(Moritz); am üblichsten ist zu gewärtigen haben und es ist zu gewärtigen: Als wär' von Christen nur… Die Liebe zu gewärtigen (A177 Gotthold Ephraim Lessing, Nathan 2,1). Neben dem Akkusativ erscheint ein reflexiver Dativ: Was könnte ich mir für eine Antwort gewärtigen (Lessing), der mochte sich so großes nicht gewärtigen (Rückert). Aber auch reflexiver Akkusativ statt des Dativs, und Genitiv statt des Akkusativs kommt vor: in einigen Wochen konnte ich mich von dorther der völligen Erklärung gewärtigen (Lessing), ein Volk, welches sich einer heiter gebildeten Umgebung gewärtigte(Goethe), wer konnte so freudigen Besuches sich gewärt'gen(H. v.Kleist); in den beiden letzten Beispielen könnte allerdings sichauch Dativ sein; reflexiv gewärtigen mit daß-Satz: ich mußte mich gewärtigen, daß… (Goethe).