Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
gesund
ahd. gisunt, westgermanisch (engl. sound), im Ablaut zu ↑ "geschwind"; Komparativ gesunder (ältere Form), gesünder;1 mit verschiedenen Subjekten,
1.1 auf Mensch, Tier, Pflanze bezogen, Gegensatz "krank": gesund und starck (L037 Petrus Dasypodius), frisch und gesund (L105 Georg Henisch), Vnd sie brachten zu jm allerley Krancken… Vnd er machte sie alle gesund (A180 Martin Luther, Matthäus 4,24), Und darf ich dann in solchen reichen Haaren, / Mit vollen Händen hin und wieder fahren / Da fühl' ich mich von Herzensgrund gesund (Goethe; Ch.L042 Christa Dill); nach dem Vorbild der lateinischen Weisheit ein gesunt gemüt sy in einem gesunden leib (Geiler von Kaisersberg; L059 DWb); redensartlich übertragen er hat sich gesund gemacht »ist reich geworden« (L320 Trübner), heute sich gesundstoßen; im Sinne von ›kräftig, lebensfähig‹: das gesunde Kinder von euch geboren werden (A180 Martin Luther, Tobias 6,21); als »gewöhnliche Wünsche des vertraulichen Umganges« (L003 Johann Christoph Adelung 1775) im Sinne von ›wohl‹: Leben sie gesund, schlafen sie gesund, bleiben sie gesund (L003 Johann Christoph Adelung 1775); seit dem Mittelhochdeutschen
1.2 mit Blick auf die Ursache da der luft gesunt was (14. Jahrhundert; L059 DWb), gesunde Speise (L105 Georg Henisch), gesunder Schlaf, prädikativ Lachen ist gesund (L320 Trübner);
1.3 gesehen auf die Wirkung Gesundes Jahr (L308 Kaspar Stieler) im Wunsch, In meinen gesunden Tagen (L003 Johann Christoph Adelung 1775), Eine gesunde Gesichtsfarbe (L003 Johann Christoph Adelung 1775), Gegensatz wie zu (1.2) ↑ "ungesund";
2 übertragen ›natürlich‹, Gegensatz verbildet: gesunde vernunfft, gesunder verstand (L105 Georg Henisch), gesunde Lehre, gesundes Gemut (L169 Matthias Kramer), Das lehrt der gesunde Menschenverstand (L033 Joachim Heinrich Campe), gesunde Ansichten, Empfindungen (L320 Trübner); so in der biologischen ⇓ "S145" Sprache des Nationalsozialismus »brauchbar für die Gemeinschaft« (L021 Karl-Heinz Brackmann/ L021 Renate Birkenhauer), dazu die die nationalsozialistische (Un)Rechtssprechung stützenden Begriffe gesundes Rechtsempfinden, Volksempfinden; seit frühem 19. Jahrhundert im Sinne von ›heilsam, lehrreich‹: Diese Demuthigung ist ihm gesund (L033 Joachim Heinrich Campe). G.Hager, ›Gesund‹ bei Goethe, 1955.
Gesundbrunnen (1579; L059 DWb) zu einem bis frühneuhochdeutsch gebräuchlichen Substantiv GesundGesundheit‹; ›Heilquelle‹, übertragen seit dem 18. Jahrhundert ›Kraftspender‹;
gesundschrumpfen (L056 Duden 1967) ⇓ "S149" umgangssprachlich in der Wirtschaft ›die Kapazität eines Unternehmens zur Erhöhung seiner Wirtschaftlichkeit reduzieren‹;
gesunden ahd. gisunten, mhd. gesunden; in den Wörterbüchern von L037 Petrus Dasypodius bis L004 Johann Christoph Adelung nicht gebucht, von L033 Joachim Heinrich Campe als veraltet markiert, heute gehoben ›genesen‹; ursprünglich häufig transitiv, seit frühem 19. Jahrhundert v. a. intransitiv, dazu Gesundung (1866; L059 DWb);
Gesundheit (mhd. ); wie das Adjektiv absolut gebraucht, Gegensatz "Krankheit": Bey guter… gesundheit seyn (L105 Georg Henisch), Das dient zur Gesundheit (L308 Kaspar Stieler), eine unverwüstliche gesundheit(Goethe; L059 DWb); dazu Auff eines gesundheit trincken (L105 Georg Henisch); nun bringt auch eure Gesundheit aus, eine bürgerliche Gesundheit (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Egmont 8,183,4f.); ›Zur Gesundheit‹ »wenn ein Andrer nieset« (L033 Joachim Heinrich Campe); seit dem 18. Jahrhundert auch im Sinne von ›Befinden‹: Ich befinde mich nicht ganz wohl, so daß ich nicht ausgehen mag, da wir diese Tage gute Gesundheit und Stimmung nötig haben (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief an Schiller 5.1.1799).
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