Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
gestern
ahd. gest(e)re, gesteron, gesteren, mhd. gester(n), westgermanisch (engl. in yesterday), ursprünglich ›am anderen Tag‹, daher got. gistradagis ›morgen‹ (wie auch altnord. i gær und ahd. [e]gestern), auch unter den außergermanischen Verwandten die gleiche Verschiedenheit: griech. chthés, lat. heri, hesternus; ›an dem vor dem heutigen liegenden Tag‹: Nicht die Nacht zwischen gestern und heute (A215 Rainer Maria Rilke, Aufzeichnungen 919); zur Bezeichnung von Unwissenheit: Denn wir sind von gestern her vnd wissen nichts (A180 Martin Luther, Hiob 8,9), danach umgangssprachlich redensartlich er ist nicht von gesternweiß Bescheid‹ (Ende des 18. Jahrhunderts; Lessing); zur Bezeichnung eines längeren Zeitraums nicht erst seit gestern (Wieland); sie wußte es noch wie gestern zur Bezeichnung eines guten Gedächtnisses; substantivisch im Sinne von ›Vergangenheit‹: Vergieb das Gestern und beglucke das Heute (Jean Paul; L033 Joachim Heinrich Campe). Daraus abgeleitet
gestrig ahd. gesterig, mhd. gesteric; ›vom vergangenen Tag‹: der gesterig tag (L105 Georg Henisch), der gestrige Rausch (L308 Kaspar Stieler); seit A222 Friedrich Schiller substantivisch in der festen Verbindung: das ewig Gestrige, was immer war und immer wiederkehrt (Wallensteins Tod 1,4), so heute in der festen Zusammensetzung Ewiggestrigein der Vergangenheit (zumal des Nationalsozialismus) lebende Unbelehrbare‹.
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