Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Gespräch
ahd. gisprahhi, mhd. gespræche, ⇓ "S113" Kollektivbildung zu ↑ "Sprache", noch bei Lessing mit -e; althochdeutsch und mittelhochdeutsch mit weitem Bedeutungsumfang, noch bei A180 Martin Luther1RedeLieber höret doch, wie sein Donner zürnet / Vnd was fur gesprech von seinem munde ausgehet (Hiob 37,2);
2 »mündlicher Gedankenaustausch in Rede und Gegenrede über ein bestimmtes Thema« (L322 UWb), und zwar
2.1 informell: Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen / Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,861), wie
2.2 formell: ich ersuch eur majestät / um ein gespräch, allein mit euer gnaden (Shakespeare; L059 DWb), älter auch ›Disputation‹, so das Religionsgespräch 1529 in Marburg zwischen Luther und Zwingli;
3 dann vielfältig übertragen
3.1Rede, Gerücht‹: es gehet das gemeine Gespräch (L004 Johann Christoph Adelung);
3.2Gegenstand der Unterhaltunger ist das Gespräch der ganzen Stadt (ebenda); im literarischen Bereich
3.3erfundener DialogGespräch unter vier Augen (A279 Christoph Martin Wieland, Titel einer Schrift); Gesprächsanalyse (Ungeheuer in: L365 ZGL1974) bzw. Gesprächsforschung (1984 D.Cherubim u. a. [Hg.], [… ] Beiträge zur germanistischen Gesprächsforschung) ist eine sprachwissenschaftiche Disziplin, die, anschließend an die anglo-amerikanische conversational analysis, dialogisches Sprechen erforscht. L139 HWbRhet 3,929ff. auch zu Gesprächserziehung, Gesprächsrhetorik, Gesprächsspiel.
Gesprächswort"S208" von H.Brinkmann, Die deutsche Sprache, 21971,869 unspezifisch eingeführt: Gesprächswörter… die den Kontakt [ein Gespräch] bezeugen, dann präzisiert: Gliederungspartikeln [nun, also], Rückmeldungspartikeln [hm, genau] und Interjektionen [↑ "Interjektion"] jeweils als Funktionsklasse der Wortart Gesprächswort (H.Henne, in: H.Henne [u. a.] [Hg.], Interdisziplinäres deutsches Wörterbuch in der Diskussion 1978,46), diese Wortart von A.Burkhardt (in: W.Mentrup [Hg.], Konzepte der Lexikographie 1982,156) um Abtönungspartikeln (halt, denn) und Sprechhandlungspartikeln (wehe, hallo) erweitert (↑ "Partikel")
gesprächig ahd. gisprahhigredegewandt‹, mhd. gespræchec, frühnhd. gespräche bis ins 17. Jahrhundert (nach mhd. gespræche) auch schon ›redselig‹ wie die Weiterbildung mit -ig, die sowohl
1.1 positiv euren frauen seid gesprächig, / gegen freunde seid bescheiden (Herder; L059 DWb) wie
1.2 negativ bewertet ist: Ihn zu trösten, öffnete drauf der Pfarrer den Mund schon; / Doch es fiel der Gefährte mit seiner gesprächigen Art ein (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Hermann und Dorothea 6,252).
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