Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
gesinnt
mhd. gesinnetmit Verstand begabt‹, direkt aus ↑ "Sinn" abgeleitet, nicht Partizip zu "sinnen";1eine Einstellung habend‹: wie sit ir sus gesinnet (Gottfried von Straßburg, Tristan; L059 DWb), mit adverbialer Bestimmung, häufig im politischen Kontext: weil sie deutsch gesinnet (Logau; L059 DWb), konservativ, liberal gesinnt; mit Bezug auf eine Person, die im Dativ angeknüpft werden kann: er ist mir freundlich, feindlich gesinnt; am gewöhnlichsten mit gegen, selten mit anderen Präpositionen; bis ins 19. Jahrhundert auch
2 gleichbedeutend für jetzt
gesonnen Partizip Prät. von seit dem Frühneuhochdeutschen veralteten gesinnen (ahd. ); seit dem 17. Jahrhundert (Fleming, Gryphius) ›entschlossen‹: gesonnen den Text unverändert beizubehalten (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 31.5.99).
Gesinnung (1751 Lessing) zu gesinnt(1); ›Einstellung, Haltung‹, seit dem 19. Jahrhundert besonders politisch; im 18. Jahrhundert auch ›Äußerung der Gesinnung‹ als Lehnbedeutung nach franz. sentiment: von den eingestreuten Gesinnungen(Lessing); dazu
gesinnungslos um 1840; abwertend ›ohne moralische Prinzipien‹;
Gesinnungsgenosse (L059 DWb 1893) ›jmd. mit derselben (politischen) Ausrichtung‹;
gesinnungstüchtig (1844; L181 Otto Ladendorf), ironisierendes politisches ⇓ "S192" Schlagwort seit 1848: der »gesinnungstüchtige« Schriftsteller, als den er [Sternberg] sich in der Vorrede ankündigt (A060 Theodor Fontane, Brief vom 16.7.1849);
Gesinnungswechsel diese Gesellschaft [der Arkadier] … hatte sich… durch mancherlei Orts- und Gesinnungswechsel immer mit Anstand erhalten (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Italienische Reise 32,218,19).
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